Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer
Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer

Gebärdensprache lernen: mit den Händen reden

In Deutschland leben ungefähr 80.000 gehörlose Menschen. Aber wer diese Menschen sind und was es heißt, gehörlos zu sein, wissen nur wenige außerhalb der Gehörlosenkultur.

eine Gebärdensprachendolmetscherin übersetzt bei einer Veranstaltung | © Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de

Die Gebärdensprache ist die Muttersprache vieler gehörloser Menschen (Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de )

Viele sind fasziniert von dem Tanz der Hände, wenn sie im Zug oder auf der Straße eine Gruppe gehörloser Menschen in Gebärdensprache miteinander sprechen sehen - und spielen vielleicht mit dem Gedanken, die Gebärdensprache zu lernen.

Behinderung versus Kultur

Für viele ist die Faszination der Gebärdensprache der Grund, sich näher mit gehörlosen Menschen zu beschäftigen und sie entdecken plötzlich, dass hinter dieser vermeintlichen Kommunikationshilfe eine ganze Kultur steckt. Denn das Wort gehörlos bedeutet mehr als „nicht hören“. Gehörlos bedeutet auch „Mitglied der Gehörlosenkultur“.

Medizinisch gesehen sind Personen gehörlos, die erst ab 90 Dezibel hören können, was vergleichbar mit der Lautstärke eines vorbeirasenden Motorrads ist. Die Lautstärke eines normalen Gesprächs liegt zwischen 55-60 Dezibel. Gerade bei höchstgradigem Hörverlust können Hörhilfen wie Hörgeräte oder Implantate die Sprache nur bedingt verstärken.

Alles andere als stumm

Der Begriff „taubstumm“ wird als diskriminierend eingestuft und sollte nicht mehr verwendet werden. Abgesehen davon, dass man streng genommen nur dann stumm ist, wenn die Stimmorgane fehlen oder defekt sind, oder man aufgrund eines Traumas verstummt ist (Mutismus), sind gehörlose Menschen keinesfalls stumm.

Denn „stumm“ wird häufig auch mit „sprachlos, keine Sprache haben“ gleichgesetzt. Und sprachlos sind gehörlose Menschen - auch dank der Gebärdensprache - nicht. Der Begriff „taub“ kann aber verwendet werden. Viele Betroffene wenden die Lautsprache jedoch nur ungern an, weil sie ihre Artikulation und Lautstärke nicht kontrollieren können und für Hörende seltsam klingen können. In der Vergangenheit wurden sie nicht zuletzt deswegen oft als geistig behindert angesehen.

Hörgeschädigt ist aber nicht gleich gehörlos. Unter hörgeschädigten Menschen gibt es weitere Klassifizierungen, die sich in der Regel durch den Grad des Hörverlusts abgrenzen: Leichte bis hochgradige Schwerhörigkeit, Resthörigkeit, Gehörlosigkeit, Taubheit oder Ertaubung. Für eine Zugehörigkeit in der so genannten Gehörlosenkultur ist aber die Beherrschung der Gebärdensprache das Hauptmerkmal – unabhängig vom Hörstatus.

Vielzahl an Gehörlosenvereinen

Während viele schwerhörige und ertaubte Menschen in der Regel sozusagen nur in der „hörenden Welt“ leben, bleiben die meisten gehörlosen Menschen – aufgrund der kommunikativen Barrieren – privat lieber unter Gebärdensprachnutzer*innen. Die Gebärdensprache zu erlernen ist jedoch aufgrund ihrer Faszination auch bei hörenden Menschen beliebt.

Weil gehörlose Menschen sich weniger als Menschen mit Behinderung, sondern eher als Teil einer Kulturgemeinschaft sehen, gibt es kaum Selbsthilfegruppen im herkömmlichen Sinne, dafür aber eine große Zahl an Gehörlosen(sport)vereinen. Eine Auflistung finden Sie auf den Seiten des Deutschen Gehörlosenbundes beziehungsweise auf denen der jeweiligen Landesverbände.

Eine Hörschädigung kann vererbt werden, entsteht aber meistens durch Erkrankungen wie beispielsweise eine Meningitis, Mumps oder Scharlach. Auch ein Unfall ist eine mögliche Ursache für eine Ertaubung. Zudem kann übermäßiger Lärmeinfluss zu Hörschäden führen.


Ist dieser Artikel lesenswert?

Fehler melden? Jetzt Melden.

Haben Sie eine Frage an die Community?