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Antidepressiva: Nebenwirkungen und Risikogruppen

Um die Neurotransmitter wieder ins Gleichgewicht zu bringen, stehen verschiedene medikamentöse Wirkmechanismen zur Verfügung. Jedoch sind auch die Nebenwirkungen von Antidepressiva nicht zu verachten. Die Packungsbeilage von Medikamenten ist dabei jedoch oft unübersichtlich und kompliziert verfasst.

Nahaufnahme eines Mädchens, das sich verzweifelt an den Köpf hält. Der Kopf ist dabei Richtung Boden gesenkt. | © pixabay

Menschen mit psychischen Erkrankungen befinden sich oft in einer düsteren Stimmungslage. (pixabay)

Bei einer Depression geraten verschiedene Botenstoffe – wie Serotonin und Noradrenalin – aus dem Gleichgewicht. Diese Botenstoffe sorgen eigentlich für ein gesundes Gefühlsleben, doch geraten sie aus dem Gleichgewicht, kann es zur Depression kommen. Antidepressiva zielen darauf ab, diese wieder zu normalisieren und ins Gleichgewicht zu bringen.

Häufige Nebenwirkungen sind unter anderem: Übelkeit (Unwohlsein), Gewichtszunahme, Schläfrigkeit und Libidoverlust (sexuelle Unlust). Je nach Art des Psychopharmaka unterscheiden sich die Nebenwirkungen. Wir erklären Ihnen welche Nebenwirkungen auf Sie zukommen können.

Was passiert bei der Einnahme von Antidepressiva?

  • 1

    Hemmung der Wiederaufnahme

    Nachdem Neurotransmitter an die Rezeptoren des postsynaptischen Neurons „angedockt“ und ihre Aufgabe der Signalübertragung erledigt haben, werden die Überträgersubstanzen wieder in das präsynaptische Neuron zurücktransportiert. Man nennt diesen Mechanismus Wiederaufnahme (Reuptake).

     

    Bestimmte Wirkstoffe, sogenannte Reuptake-Inhibitoren bzw. Wiederaufnahme-Hemmer, können nun jenes Transportmolekül, das die Rückführung der Neurotransmitter bewerkstelligt, blockieren. Dadurch wird den Neurotransmittern der Weg zurück quasi versperrt. Sie verbleiben folglich länger im synaptischen Spalt und können gewünschte Signale mehrfach übertragen. Die Wirkung der meisten älteren wie auch neueren Antidepressiva beruht auf der Hemmung der Wiederaufnahme.

  • 2

    Steigerung der Ausschüttung

    Normalerweise registriert das präsynaptische Neuron über bestimmte Rezeptoren, ob es bereits ausreichend Neurotransmitter ausgeschüttet hat. Blockieren Medikamente diese Rezeptoren, wird die Ausschüttung nicht gestoppt – und die Neurotransmitter „überschwemmen“ gleichsam den synaptischen Spalt.

  • 3

    Hemmung des Abbaus

    Im normalen Hirnstoffwechsel stehen Bildung und Abbau von Neurotransmittern zueinander im Gleichgewicht. Am Abbau sind bestimmte Enzyme beteiligt. Werden diese durch Medikamente gehemmt, werden mehr Überträgersubstanzen gebildet als abgebaut und ihre Konzentration steigt in der Folge an. Die sogenannten MAO-Hemmer beruhen auf diesem Wirkprinzip.

Welche Nebenwirkungen haben Antidepressiva?

  • 1

    Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)

    Bei den selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Escitalopram, Sertralin, Citalopram oder Fluoxetin wird häufig von den folgenden Nebenwirkungen berichtet: 

    • Durchfall
    • Kopfschmerzen
    • Müdigkeit
    • Mundtrockenheit
    • Schlafstörungen
    • Schwindel
    • Sexuelle Funktionsstörungen (Libidoverlust, Anorgasmie, Ejakulationsversagen)
    • Übelkeit

    Sie dürfen SSRI nicht gemeinsam mit als Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) bekannten Psychopharmaka oder Triptanen, die zur Behandlung von Migräne verschrieben werden, einnehmen. Unter anderem können Lähmungserscheinungen oder das Serotonin-Syndrom, das sich durch kognitive Störungen, Muskelzucken, Schüttelfrost und vermehrtem Schwitzen äussert, auftreten. Wenn Sie SSRI gemeinsam mit Johanniskraut, Heroin, LSD, Kokain oder Lithium einnehmen, laufen Sie ebenfalls Gefahr, am Serotonin-Syndrom zu erkranken. 

  • 2

    Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SRNI)

    Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, zum Beispiel Venlafaxin, Duloxetin oder Milnacipran werden unter anderem mit Nebenwirkungen wie

    • Angst oder Unruhe,
    • Appetitverlust,
    • Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme
    • Kopfschmerzen,
    • Müdigkeit,
    • Mundtrockenheit,
    • Schlafstörungen,
    • Schwierigkeiten beim Wasserlassen,
    • Schwindel,
    • Schwitzen,
    • Sexuelle Funktionsstörungen (Libidoverlust, Anorgasmie, Ejakulationsversagen)
    • Übelkeit und
    • Verstopfungen

    in Verbindung gebracht. Auch SRNI können bei Kombination mit Johanniskraut und Drogen zu einem Serotonin-Syndrom führen. Ferner raten Ärzt*innen vom Konsum von Alkohol während der Therapie mit Venlafaxin und Co. ab. Auch sogenannte ZNS-Medikamente wie Serdolect gegen Psychosen dürfen nicht gleichzeitig mit SRNI eingenommen werden.

  • 3

    Trizyklische Antidepressiva (TZA)

    Wenn Sie Clomipramin, Imipramin, Amitriptylin oder Nortriptylin, also ein trizyklisches Antidepressiva einnehmen, kann es sein, dass Sie von den folgenden Nebenwirkungen betroffen sind:

    • Kreislaufprobleme
    • Mundtrockenheit
    • Schlafstörungen
    • Verstopfungen

    Auch TZA dürfen nicht mit Alkohol und Drogen gemischt werden. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei Antipsychotika, MAO-Hemmern, Methadon und Beruhigungsmitteln. Dasselbe gilt für Blutdrucksenker, da trizyklische Antidepressiva deren Wirkung abschwächen können.

  • 4

    Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NASSA)

    Die als NASSA bezeichneten noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva gelten als die zweite Generation der Antidepressiva, da sie relativ neu sind. Obwohl viele Patient*innen Präparate wie Mianserin oder Mirtazapin gut vertragen, bleiben einige nicht von gewissen Nebenwirkungen wie

    • Benommenheit,
    • Müdigkeit,
    • Mundtrockenheit oder
    • niedriger Blutdruck

    verschont. Psychopharmaka aus dieser Gruppe dürfen ebenfalls nicht zusammen mit MAO-Hemmern, Triptanen oder Alkohol eingenommen werden. Wechselwirkungen wurden ebenfalls bei der Kombination mit SSRIs, Lithium und Johanniskraut beobachtet.

  • 5

    Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI)

    Wirkstoffe wie Reboxtetin und Atomoxetin gehören zu den selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und können vor allem bei schweren Depressionen helfen. Auch hier müssen Betroffene mit Nebenwirkungen wie

    • Appetitlosigkeit,
    • Herzklopfen,
    • Kältegefühl,
    • Kopfschmerzen,
    • Mundtrockenheit,
    • niedrigem Blutdruck,
    • Schlafstörungen,
    • Schwindel,
    • sexuellen Funktionsstörungen,
    • Störungen beim Wasserlassen sowie
    • Übelkeit

    rechnen. Hinzukommt, dass die Wirkung von einigen Präparaten umstritten ist, weshalb zum Beispiel Reboxtetin in den USA nicht zugelassen ist. NARI dürfen ebenfalls nicht mit anderen Psychopharmaka eingenommen werden, auch Personen, die Antibiotika, Antipilzmittel oder Blutdrucksenker verschrieben bekommen haben, sollten von selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern die Finger lassen.

weiß-orangene Pillen liegen ausgeschüttet aus einem Behälter auf einer orangenen Fläche. | © unsplash Medikamente sollten immer in Absprache mit den behandelnden Ärzt*innen eingenommen werden. (unsplash)

Welche Risikogruppen gibt es?

  • 1

    Therapie bei älteren Menschen

    Gerade bei älteren Menschen ist oftmals eine dauerhafte Behandlung depressiver Episoden notwendig. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass in diesem Alter häufig bestehende Grunderkrankungen (z.B. COPD oder koronare Herzerkrankung) durch Antidepressiva nicht negativ beeinflusst werden. Auch der veränderte Abbau von Medikamenten bei älteren Menschen sowie etwaige Wechselwirkungen mit anderen verordneten Arzneimitteln müssen berücksichtigt werden.

  • 2

    Behandlung in der Schwangerschaft

    Die Einnahme von Antidepressiva in der Schwangerschaft sollte mit der Ärztin oder dem Arzt abgeklärt werden. Studien zeigen unter der Einnahme von SSRI keine erhöhte Missbildungsrate, allerdings belegen neuere Studien ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten.

    Oft ist die Medikamenteneinnahme nicht die alleinige Therapie, denn man darf nicht vergessen, dass die Medikamente nur als sogenannte „Krücke“ dienen. Denn die eigentlichen Probleme, die die Depressionen verursaWysiwygcht haben, können sie nicht lösen. Hier bleibt es unverzichtbar, auf die Psychotherapie zurückzugreifen und für sich selbst – sofern möglich – zu sorgen.

    Wichtig ist, dass man die Depression als Krankheit akzeptiert und sich Hilfe aus seinem Umfeld holt. Ernährungsumstellung, Bewegung und Unterstützung aus der Komplementärmedizin können ebenfalls helfen, die Depression zu überwinden.

Fragen zu Psychopharmaka

Wichtig zu beachten ist: Die aufgezählten Nebenwirkungen können im Zusammenhang mit Psychopharmaka auftreten, müssen aber nicht! Es kann durchaus sein, dass Sie kaum negative Begleiterscheinungen bemerken, wenn Sie Antidepressiva nehmen. Außerdem berichtet die Mehrheit der Betroffenen, dass Nebenwirkungen nach zwei bis drei Wochen abklingen oder zumindest nicht mehr ganz so intensiv sind.

Anders sieht es bei Wechselwirkungen aus: Diese dürfen Sie auf keinen Fall unterschätzen. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt*innen und bringen Sie zum Ersttermin am besten eine Liste mit vorhandenen Erkrankungen und zugehörigen Präparaten mit. Alternativ können Sie auch ein Foto der Medikamentenschachtel machen, so haben Sie auch gleich die Dosierung zur Hand. Bei der Behandlung mit Psychopharmaka ist eine ärztliche Begleitung unerlässlich. Es kann nämlich sein, dass einige Wirkstoffe bei Ihnen nicht den gewünschten Effekt bringen und Sie auf ein anderes Medikament umsteigen möchten.

Die Suche nach der richtigen Therapie ist wie diejenige nach der richtigen Brille: Hier würden Sie auch nicht ohne die Beratung durch einen Optiker einfach irgendein Modell kaufen. Wichtig ist der Kontakt zu Fachpersonen auch, wenn Sie daran denken, Ihre Antidepressiva abzusetzen. Sei dies, weil die Symptome abgeklungen oder Sie mit der Wirkung der Psychopharmaka nicht zufrieden sind. Gerade Antidepressiva dürfen nicht abrupt abgesetzt werden, da die sogenannten Absetzerscheinungen sehr unangenehm werden können. Ein langsames Reduzieren der Dosis, auch ausschleichen genannt, ist deshalb unerlässlich. Sollten Sie weitere Fragen zu den Nebenwirkungen von Psychopharmaka haben, zögern Sie nicht, Ärzt*innen oder Apotheker*innen anzusprechen oder online einen Wechselwirkungs-Check zu machen.


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