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Burnout: Ausbrennen bei der Arbeit

Ein Burnout kann schwerwiegende psychische, körperliche und emotionale Folgen haben. Wodurch ein Burnout verursacht wird, was typische Symptome und Risikofaktoren sind und wie die Behandlung abläuft, erfahren Sie hier.

Ein Mann leidet zu Hause an Burnout. | © pixabay Der immer hektischer werdende berufliche und private Alltag fordert seinen Tribut. (pixabay)

Monatelang hat Vanessa Osterhold ignoriert, dass etwas nicht mehr stimmt. So erzählt es die junge Frau in ihrem Erfahrungsbericht zum Thema Burnout. „Ich war der Meinung, es würde schon weitergehen. Aber irgendwann ging dann halt gar nichts mehr.“ Aber wie kommt es überhaupt so weit? Wie fühlt sich ein Burnout, also geistiges Ausbrennen, an und wieso sind Betroffene nicht mehr in der Lage, Herausforderungen des Alltags zu meistern? Das schauen wir uns im folgenden Beitrag an.

Enormer Anstieg von psychischen Erkrankungen

In Deutschland sind psychische Krankheiten eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeitstage. Der Gesundheitsreport des Gesundheitsdienstleisters DAK berichtete im Gesundheitsreport für 2019 einen Anstieg um 10 Prozent zum Vorjahr. Etwa jeder fünfte Ausfalltag ist auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Somit sind psychische Erkrankungen mit 17 Prozent des Gesamtkrankenstandes die zweithäufigste Ursache für Ausfalltage.

Definition Burnout: was ist das überhaupt?

Was ein Burnout genau ist, ist nach wie vor umstritten. Für Diskussionen sorgt vor allem die unklare Abgrenzung zur Depression, ähneln sich doch sowohl Symptome als auch Behandlungsmethoden stark. Ein Burnout wird als „ein emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfungszustand“ definiert. Wörtlich übersetzt bedeutet der englische Begriff „burn out“ so viel wie „ausbrennen“. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Burnout 2019 als gesundheitsgefährdenden Faktor anerkannt. Sie definiert das Syndrom als „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“, sieht es aber nicht als Krankheit, sondern als einen durch die Arbeitstätigkeit verursachten chronischen Risikofaktor für andere Erkrankungen. Genau darin besteht auch der wesentliche Unterschied zur klassischen Depression: Im Gegensatz zum Burnout gilt die Depression als eigenständige Krankheit.

Nahaufnahme eines Kalenders. | © pixabay Manche Prozesse brauchen sehr viel Zeit. (pixabay)

Schwierige Diagnose

Ist heute von psychischen Krankheiten die Rede, fällt schnell der Begriff „Burnout“. So einfach und einprägsam das Wort ist, so schwierig ist letztendlich die Diagnose einer Krankheit, die als solche gar nicht existiert. Denn die Symptome sind sehr unspezifisch und teilweise selbst für Expert*innen nur schlecht trennbar von anderen psychischen Leiden.

Deshalb galt Burnout selbst sehr lange offiziell nicht als Krankheit – und tut es trotz vieler Schlagzeilen, die das Gegenteil behaupten, auch heute noch nicht. Denn bei der Verkündung der neuen ICD durch die WHO im Jahr 2019 wurde bekannt, dass Burnout erstmals eigenständig in den Katalog aufgenommen werden soll. Jedoch nicht als Krankheit, wie die Organisation auch im Nachhinein nochmal klarstellte, sondern als „Faktor, der die Gesundheit beeinträchtigen kann“.

Burnout sei laut Katalog ein Syndrom, „das aus chronischem Stress am Arbeitsplatz resultiert, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ und zeichnet sich durch folgende Faktoren aus:

  •  ein Gefühl von Erschöpfung
  • zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job
  • verringertes berufliches Leistungsvermögen

Die Erkrankung lässt sich in verschiedene Phasen einteilen. Über deren Intensität und Dauer ist sich die Wissenschaft uneinig. Während der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger und die Journalistin Gail North in ihren Fachbeiträgen von zwölf Phasen schreiben, legen sich die Psychologen Jerry Edelwich und Archie Brodsky auf fünf fest. Wir haben das 5-Phasen-Modell einfach verständlich anhand einer Kerze versinnbildlicht.

Auf dem Bild sind die Burnout-Phasen als Kerzen dargestellt: die erste Kerze ist noch gross und wird erst angezündet. Danach werden Kerze und Flamme immer kleiner, die fünfte Kerze ist nur noch ein Stummel und die Flamme erloschen. Die fünf Burnout-Phasen.
  • Phase 1: Die Kerze wird angezündet. In der Anfangsphase fühlen sich Betroffene enthusiastisch und geben sich besonders viel Mühe, haben vielleicht das Gefühl, sich beweisen zu müssen. Das ist im Grunde nichts Schlechtes, aber wenn Ruhephasen fehlen, sprich, die Kerze zu lange brennt, ohne ausgetauscht zu werden, ist Phase 2 und damit die Vorstufe des eigentlichen Burnout-Prozesses nicht mehr weit.
  • Phase 2: Die Kerze brennt schon eine Zeit lang. Betroffene haben in der Anfangsphase so viel Energie verbraucht, dass Engagement und Leistungsfähigkeit ganz langsam abnehmen. Diese Vorstufe des Burnouts wird auch als „Burn On“ bezeichnet. Denn, um den Leistungsabfall zu verhindern, engagieren sich Betroffene noch stärker, „brennen“ also quasi weiter. Um den Prozess aufzuhalten, müssen Betroffene jetzt erkennen, dass sie sich zu sehr verausgabt haben und eine Pause machen müssen. Es bietet sich also an, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen und aktiv nach Unterstützung zu fragen. Eine Krisenintervention ermöglicht es Betroffenen zudem, zur Ruhe zu kommen und die nächsten Schritte zu planen.
  • Phase 3: Kerze und Flamme werden immer kleiner. Ebenso sinken auch Energie, Engagement und Motivation der Betroffenen. In dieser Phase machen sich erste psychische Symptome wie Hoffnungslosigkeit, Frustration und Aggression bemerkbar.
  • Phase 4: Die Kerze ist heruntergebrannt. Betroffene spüren spätestens jetzt körperliche Reaktionen wie diffuse Schmerzen, Herzrasen oder Verdauungsstörungen.
  • Phase 5: Die Flamme ist erloschen. Zurück bleibt nur Rauch, Betroffene leiden unter starker Erschöpfung, sind kaum bis gar nicht mehr leistungsfähig und entwickeln ohne Behandlung eine sogenannte Erschöpfungs- oder Stressdepression.

Ein Burnout kann langfristige, negative Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer permanenten Arbeitsunfähigkeit oder sogar zum Suizid.

Burnout – Behandlung, Prognose und Prävention

Am besten ist es natürlich, wenn es gar nie zu einem Burnout kommt, die Kerze also vor dem Herunterbrennen ausgetauscht wird. Die Burnout-Prävention spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Hierbei sollen Betroffene lernen, besser mit Stress umzugehen und diesen abzubauen, anstatt ihn zu ignorieren. Die Burnout-Prävention stützt sich auf zwei Ansätze: 

  1. Betroffene können versuchen, Stress direkt bei der Wurzel zu packen und dort konkrete Massnahme durchzusetzen. Das kann zum Beispiel eine Krankschreibung oder eine Reduktion des Arbeitspensums sein. Ergänzend dazu oder, wenn berufliche Veränderungen nicht möglich sind, kommt Ansatz zwei ins Spiel.
  2. Betroffene versuchen, diejenigen Umstände zu ändern, auf die sie einen direkten Einfluss haben. Meist bedeutet das, dass sie sich um einen gesunden Lebensstil bemühen und sich Strategien für den Stressabbau zurechtlegen.

Sollten Sie an einem Punkt angelangt sein, an dem Präventivmassnahmen nicht mehr greifen, wird eine Burnout-Behandlung notwendig. Ein wichtiger erster Schritt besteht darin, sich die Krankheit einzugestehen, denn nur so kann die eigentliche Therapie fruchten. In der Psychotherapie lernen Patient*innen dann, wie es überhaupt zum Burnout kommen konnte und wie sie sich zukünftig schützen können. Unterstützt wird der Behandlungsprozess durch Medikamente, die die Stimmung stabilisieren und den Antrieb steigern sowie alternative Therapien zum Stressabbau. Die Prognose ist nicht schlecht, das bestätigt auch Vanessa: „Es kann wirklich besser werden und oftmals eben auch wieder beschwerdefrei.“

Weit mehr als eine „Managerkrankheit“

Burnout wird in erster Linie mit der Intensivierung der Arbeitswelt und den Anforderungen der globalisierten Gesellschaft in Verbindung gebracht und wurde lange Zeit als „Managerkrankheit“ bezeichnet. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass jedes Individuum mit Stressfaktoren anders umgeht. Burnout ist jedoch längst mehr als die erwähnte „Managerkrankheit“.

Immer mehr Arbeitende leiden unter hoher Arbeitsbelastung, Zeitdruck, wachsender Verantwortung bei möglicherweise wenig Unterstützung, Mobbing und der Angst vor einem Arbeitsplatzverlust.

Treffen kann es jede und jeden – besonders gefährdet sind Menschen, bei denen intensive Beziehungen zu anderen Menschen im Mittelpunkt stehen, wie zum Beispiel Manager*innen in der mittleren Führungsstufe, Lehrpersonal, Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal oder aber auch Personen aus der Politik.

Verstärkt wird der Druck durch eine andauernde Erreichbarkeit über Mail, Smartphone oder Tablet-PC und begleitend dazu der Umgang mit Social Media, der ebenfalls gelernt sein will.

Stärker als Männer sind Frauen von Burnout betroffen. Sie kommen mit der oftmals vorhandenen Doppelbelastung Beruf und Mutter, gepaart mit zu hohen Ansprüchen an sich selbst, an die Grenze der Belastbarkeit.


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