Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer
Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer

Stigmatisierung von Hautkrankheiten: Wann denkt die Gesellschaft um?

Die Entstigmatisierung von Hautproblemen ist ein Kampf, der nur langsam Fortschritte macht – auch, weil die (sozialen) Medien stetig zur Bildung von Vorurteilen beitragen.

Nahaufnahme: Zwei Personen geben sich die Hand; eine Person hat Pigmentflecken | © Armin Rimoldi/pexels

Viele Hautkrankheiten sind noch immer mit Vorurteilen behaftet. (Armin Rimoldi/pexels)

„Wer viele Pickel hat, wäscht sich einfach zu wenig“ – Sätze wie diesen dürften die meisten Betroffenen von Akne oder Hautunreinheiten wohl irgendwann in ihrem Leben schon einmal zu hören bekommen haben. Ganz egal, ob Akne, Rosacea, Psoriasis, Urtikaria oder Vitiligo – Hautprobleme und -krankheiten gehen fast immer mit Vorurteilen einher, die nach wie vor fest in der Gesellschaft verankert scheinen. In Folge dessen können bei Betroffenen auch psychische Probleme aufkommen: Was sich durch ein verstärktes Schamgefühl und Selbstzweifel langsam einschleicht, kann starke Auswirkungen auf persönliche Beziehungen sowie das Berufsleben haben und im Ernstfall depressionsähnliche Effekte hervorrufen. Da Mobbing und Diskriminierung häufig schon mit der typischen Akne im Jugendalter beginnen, kann sich dies bereits frühzeitig auf die Person auswirken – sozialer Rückzug und Unsicherheit gehören dann zu den häufigsten Folgen.

Social Media, Hollywood & Co. – Welchen Einfluss haben die Medien?

Ein gepflegtes Äußeres steht in unserer Gesellschaft seit jeher im Mittelpunkt. Was sich seit dem Aufkommen sozialer Medien (insbesondere Instagram) jedoch noch zusätzlich verstärkt hat, ist der Druck, der damit einhergeht: Durch immer neue Beauty-Trends (zum Beispiel „Glass Skin“, ein Hautpflege-Trend aus Südkorea für makellose Haut wie aus Glas) wird insbesondere jüngeren Menschen ein unrealistisches Bild von Schönheit vermittelt. Obwohl es den meisten Menschen durchaus bewusst ist, dass diese perfekten Bilder oft nur durch den Einsatz von Make-up, Filtern oder Bildbearbeitungen zustande kommen, haben sie dennoch Auswirkungen. Dieser Effekt wird durch häufige Konfrontation mit den „Schönheitsidealen“ nur verstärkt. 

Eine weibliche Hand hält ein Smartphone. Auf dem Bildschirm wird ein Instagram-Profil mit zahlreichen Fotos angezeigt. | © Maddi Bazzocco/unsplash Soziale Medien präsentieren Menschen ein idealistisches Bild von Schönheit. (Maddi Bazzocco/unsplash)

Doch es sind nicht nur soziale Medien, die unser Bild von Schönheit formen. So zeigte beispielsweise eine Studie der amerikanischen Dermatologin Julie Croley, wie Hauterkrankungen auch in Filmen und der Literatur genutzt werden, um bösartige Figuren zu charakterisieren.

Als bekannte Beispiele aus der Literatur werden unter anderem Silas aus „Der Da Vinci Code“ von Dan Brown oder Griffin aus „The Invisible Man“ von H.G. Wells genannt – beides bekannte Gegenspieler, die an Albinismus erkrankt sind. In „Das Bildnis des Dorian Grey“ von Oscar Wilde führen böse Taten dazu, dass auch der Hautzustand zunehmend schlechter wird – die Figur wird dadurch bestraft, dass ihre Haut immer weiter vom allgemeinen Schönheitsideal abrückt.

Wesentlich deutlicher und effektiver kommen solche Effekte im Film zur Deutung. Hautprobleme und -krankheiten werden hier genutzt, um bösartige Charaktere abstoßend wirken zu lassen: Die schlechte Haut repräsentiert den bösen Charakter. Ihren Ursprung hat diese Herangehensweise im Stummfilm – daran, dass Narben, Warzen, tiefe Falten oder dunkle Augenringe vor allem bei bösartigen Figuren auftreten, hat sich aber bis heute nur wenig geändert.

Solche Darstellungen begleiten uns vom Kindesalter an und haben so auch – häufig unbewusst – einen starken Effekt auf unsere Wahrnehmung und somit auch darauf, womit Hautprobleme und -krankheiten assoziiert werden.

Entstigmatisierung: Wie können Hautprobleme normalisiert werden?

Eine wichtige Herangehensweise, um Hautprobleme und -krankheiten zu entstigmatisieren, ist gezielte Wissensvermittlung und Aufklärarbeit. So haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen entwickelt, die – auch auf Basis wissenschaftlicher Forschung – gezielt Akzeptanz aufbauen wollen. So zum Beispiel die Initiative „In meiner Haut“, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums geforscht hat. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Problematik auf mehreren Ebenen zu erhöhen, Betroffenen Unterstützung zu bieten, Handlungsempfehlungen zu geben oder Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Die Initiative „BesonderHaut“ der Deutschen Stiftung Kinderdermatologie dient der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit seltenen und genetischen Hautkrankheiten, insbesondere hinsichtlich sozialer Aspekte. Zudem hat die Stiftung mehrere Projekte des Zentrums für seltene und genetische Hautkrankheiten in der Dermatologie der Ludwig-Maximilian-Universität München gefördert.

Doch es gibt auch verschiedene Selbsthilfegruppen, die sich an Betroffene konkreter Hautkrankheiten richten und diese unterstützen. Dazu gehören beispielsweise der Deutsche Psoriasis Bund, der Deutsche Vitiligo Bund oder auch der Verein Selbsthilfe Ichthyose e.V. Neben den Beratungsangeboten leisten solche Gruppen auch Öffentlichkeitsarbeit oder unterstützen Forschungen zu den jeweiligen Krankheiten.

Doch auch in Hollywood scheint ein Umdenken stattzufinden. So gibt es mittlerweile einige prominente Persönlichkeiten, die damit begonnen haben, offener über ihre Hautprobleme oder Erkrankungen zu sprechen. Beispielsweise haben sich Kendall Jenner oder Models wie Elsa Hosk dazu entschieden, vermehrt Bilder ihrer ungeschminkten Gesichter zu veröffentlichen. Cynthia Nixon und René Zellweger äußern sich hingegen häufiger offen dazu, dass sie Erfahrungen mit Rosacea gemacht haben. Auch Model Winnie Harlow steht zu ihrer Vitiligo-Erkrankung und hat sie zu einer Art Alleinstellungsmerkmal in der Modebranche gemacht.


Ist dieser Artikel lesenswert?

Fehler melden? Jetzt Melden.

Haben Sie eine Frage an die Community?