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Asperger Syndrom – Eine Form von Autismus

Autist*innen des Asperger-Syndroms haben gelernt ihre Schwierigkeiten zu kompensieren und fallen häufig kaum als Autist*innen auf. Dennoch haben sie wie alle Autist*innen Probleme bei der Verarbeitung von Reizen, eine sensorische Überempfindlichkeit und Schwierigkeiten auf dem Gebiet der sozialen Beziehungen. Wir geben Ihnen einen Überblick über die häufigsten Symptome und sowie Informationen zur Diagnose und Therapie des Asperger-Syndroms.

Vier Menschen tanzen auf einem Berg bei Sonnenuntergang | © Helena Lopes/unsplash

Nicht alle Erkrankungen sind auf den ersten Blick zu erkennen. (Helena Lopes/unsplash)

Als Variante des Autismus ist das Asperger-Syndrom, oder auch Asperger Autismus, eine Entwicklungsstörung mit Merkmalen in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Autismus wird oft als Autismus-Spektrum-Störung (ASS) bezeichnet. Autist*innen und ihre Symptome und Ausprägung unterscheiden sich alle voneinander.

Häufig auftretende Merkmale des Asperger-Syndroms sind Einschränkungen im Interaktionsverhalten, mangelndes Einfühlungsvermögen, intensive (Spezial-)Interessen und das Festhalten an Gewohnheiten und Ritualen.

Da Menschen mit dem Asperger-Syndrom über ein gutes Sprachverständnis und eine normale, oft sogar überdurchschnittliche Intelligenz verfügen, sind ihre Schwierigkeiten im sozialen Bereich auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Dies unterscheidet das Asperger-Syndrom von anderen Autismus-Varianten. Gerade Menschen mit Asperger Autismus mit hohen intellektuellen Fähigkeiten haben oft gelernt, ihre Schwierigkeiten zu kompensieren, sodass der Autismus selbst für Fachleute kaum zu erkennen ist. Viele haben sich zu ausgezeichneten Schauspieler*innen entwickelt, die ihre Schwierigkeiten sehr gut verstecken können. Dabei handelt es sich um das sogenannte „Masking“. Bewusst oder unbewusst wird autistisches verhalten unterdrückt, um in einer nicht-autistischen oder neurotypischen Welt zurechtzukommen. Auch oft schwer für Fachleute zu erkennen: Autismus bei Frauen. Doch was sind die häufigsten Symptome eines Asperger Autisten? Im nächsten Abschnitt geben wir Ihnen einen detaillierten Überblick.

Symptome des Asperger-Syndroms

Grundsätzlich ist bekannt, dass Menschen mit Asperger-Syndrom oft Schwierigkeiten in den Bereichen „soziale Kommunikation“, „soziale Interaktion“ und „soziales Verständnis“ haben. Sie zeigen beispielsweise Reaktionen, die von Ihrer Umwelt als unüblich wahrgenommen werden. Häufig fühlen sich Asperger-Autist*innen wohler, wenn sie sich zurückziehen können. Außerdem haben sie Schwierigkeiten, soziale Kontakte zu pflegen.

Die Symptome können sich mit der Zeit verändern, dominieren oder zurücktreten. Der essenzielle Aspekt des Asperger Syndroms bleibt jedoch ein Leben lang erhalten. Häufig tritt das Syndrom zusammen mit ADHS, Zwängen oder Tics auf.

Wenn Autist*innen mit Asperger-Syndrom ihrer liebsten Beschäftigung nachgehen, können sie über einen längeren Zeitraum hoch konzentriert und aufmerksam sein. Menschen mit Asperger-Syndrom sind detailgenau und verfügen über analytisches und logisches Denken. Im beruflichen Bereich kann es für sie ein Vorteil sein, dass viele ein Spezialgebiet aufweisen, auf dem sie durch ihr Interesse sehr großes Wissen anhäufen.

Zahlreiche Betroffene haben nicht nur  gelernt, mit ihren Problemen umzugehen und ihr Leben dadurch einfacher zu machen, sondern nutzen auch die positiven Effekte, die mit dem Asperger-Syndrom einhergehen können. Beispielsweise legen viele Autist*innen mit Asperger-Syndrom eine Naivität an den Tag, weil sie bestimmte Situationen nicht einordnen können. Dies führt dazu, dass viele von Grund auf ehrliche Menschen sind und ungeachtet möglicher sozialer Nachteile ihre Meinung kundtun. Dies kann zwar zu Problemen führen, ist aber eine positive Eigenschaft, von der Freunde, Gesellschaft und auch Arbeitgeber profitieren können. Arbeitgebende müssen jedoch bereit sein, ein entsprechendes Arbeitsumfeld für Menschen mit Asperger-Syndrom zu schaffen und auch Schwächen zu akzeptieren, wie eben Probleme in sozialen Situationen, wenig Selbstvertrauen, mangelnde Flexibilität oder wenig Spontanität.

Das Wichtigste in Kürze: Asperger-Syndrom Symptome

  • Sozialer Kontakt erschwert
  • (Fehlende) Empathie-Fähigkeit
  • Wenig bis kein Interesse an sozialen Kontakten
  • Stereotype Verhaltensweisen
  • Gute bis überdurchschnittliche Intelligenz
  • Überempfindlichkeit bei Geräuschen, Berührungen und Gerüchen
  • Extreme Ausprägung von Interessen und Wissen
  • Frühzeitige Sprachentwicklung
  • Gehobener Sprachstil

Merkmale des Asperger-Syndroms

Kann ich als Außenstehende*r einen Asperger Autisten erkennen? Menschen mit Asperger-Syndrom unterscheiden sich genauso voneinander wie neurotypische Menschen. Es gibt sehr schweigsame Individuen, die jedem Kontakt aus dem Weg gehen. Es gibt aber auch wortgewandte Betroffene, die recht mitteilungsfreudig sind und schnell Kontakte knüpfen. Es gibt Menschen mit Asperger-Syndrom mit hohen Begabungen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich und andere wiederum haben Lernschwierigkeiten.

Einige Merkmale sind jedoch typisch und lassen ein vorliegendes Asperger-Syndrom leichter erkennen:

  • Menschen mit Asperger-Syndrom empfinden oft eine starke Abneigung gegenüber Veränderungen in ihrem Leben
  • Einerseits verfügen Menschen mit Asperger-Syndrom häufig über gute sprachliche Fähigkeiten, haben aber zugleich oft Schwierigkeiten mit den sozialen Facetten ihrer Kommunikation.
  • Die soziale Komponente findet sich auch beim Aufbau von Beziehungen wieder: Menschen mit Asperger-Syndrom empfinden die Interaktion mit anderen Menschen oft sehr kompliziert, anstrengend oder schwierig.
  • Außerdem verarbeiten Asperger Autist*innen verschiedene Reize anders und verfügen über sehr ausgeprägte und manchmal auch ungewöhnliche Interessen.

Unterwegs mit dem Asperger-Syndrom

Die 39-jährige Sieglinde bekam sehr spät das Asperger-Syndrom diagnostiziert. In ihrem Buch „Unterwegs mit dem Asperger-Syndrom“ schreibt sie über ihren Lebensweg sowie Schwierigkeiten und Besonderheiten des Asperger-Syndroms. Dabei liefert sie ehrliche und authentische Eindrücke in das Leben einer Asperger-Autistin.

Asperger-Syndrom: Ursachen und Risikofaktoren

Konkrete Ursachen des Asperger-Syndroms sind bislang nicht bekannt. Experten vermuten, dass mehrere Faktoren dafür verantwortlich sind, wenn bei jemandem das Asperger-Syndrom auftritt.

Es wird davon ausgegangen, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung eines Asperger Autismus spielen. So konnte ein Zusammenhang festgestellt werden, dass Verwandte von Betroffenen meist selbst das Asperger-Syndrom aufweisen oder zumindest ähnliche Verhaltensweisen zeigen.

Nach aktuellen Untersuchungen können einige Faktoren bereits in der Schwangerschaft entstehen und den Grundstein für ein später auftretendes Asperger-Syndrom legen. Dazu zählen beispielsweise Infektionen während der Schwangerschaft, möglicherweise auch eine Frühgeburtlichkeit, mütterlicher Diabetes sowie Unterzucker und Lungenfunktionsprobleme bei Neugeborenen. Umstritten ist bislang noch die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft als möglicher Faktor für das Auftreten eines Asperger-Syndroms.

Diagnose: Das Asperger-Syndrom entdecken, nicht diagnostizieren

Generell kann das Asperger-Syndrom als starke Ausprägung von Charakterzügen und Fähigkeiten aufgefasst werden. Carol Gray, eine Beraterin für Autist*innen in der Schule, und der Asperger-Spezialist Tony Atwood behandeln in einer Studie mit dem Titel „Die Entdeckung von Aspie“ diese Thematik. Und ihre zentrale These lautet: Das Asperger-Syndrom wird nicht diagnostiziert, es wird entdeckt, genauso wie man Musiker, Freunde, Talente oder Eigenarten entdeckt. Genau das, was dadurch entdeckt wird, bezeichnen die Forscher als „Aspie“. Dieser Begriff wird definiert über Aspekte wie Loyalität, Unvoreingenommenheit, Offenheit, Vertretung eigener Theorien und Meinungen und Enthusiasmus für bestimmte Ideen. Auch die Vermeidung oberflächlicher und damit nutzloser Unterhaltungen, Wortgewandtheit, Detailgenauigkeit, Kreativität, gutes Gedächtnis, Beharrlichkeit, Ordnungsliebe, Verständnis und einige andere Eigenschaften gehören dazu.

Im Kindesalter treten erste Symptome bereits nach dem 3. Lebensjahr auf. Mit der Unterstützung eines Kinder- und Jugendpsychiaters kann eine Diagnose getroffen werden, indem die Vorgeschichte sowie der Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigt werden.

Das Asperger-Syndrom ist bei Erwachsenen viel schwieriger zu diagnostizieren als bei Kindern, da die typischen Verhaltensweisen im Kindesalter meist ausgeprägter sind und sich mit wachsendem Alter stark verändern. Außerdem entwickeln manche Erwachsene mit Asperger-Syndrom sogenannte Bewältigungsstrategien (Masking), um ihre autistische Verhaltensweisen zu kaschieren und so nicht aufzufallen.

Besteht bei einer Person erst im Erwachsenenalter der Verdacht auf das Vorliegen eines Asperger-Syndroms, gibt es spezielle Fragebögen, die bei der Diagnose helfen (z.B. „Adult Asperger Assessment” (AAA), Autismus-Spektrum-Quotient (AQ)).

Wichtig ist in allen Fällen, dass der Arzt die Möglichkeit hat, auch Eltern und Geschwister zu Rate zu ziehen, um ein genaues Bild vom Verhalten des Patienten oder der Patientin zu erhalten und die Situation besser beurteilen zu können.

Zu einer ausführlichen Untersuchung bei einem Verdacht auf Asperger-Syndrom gehören folgende Aspekte:

  • Gespräch mit Patient*in und Angehörigen
  • Informationen über frühere oder aktuelle Erkrankungen
  • Berichte und Befunde anderer Ärzt*innen
  • Informationen von anderen Personen, die den Patienten oder die Patientin kennen (Lehrer*innen, Freund*innen, Erzieher*innen, Therapeut*innen, etc.)
  • Gründliche körperliche, psychiatrische, neurologische und labormedizinische Untersuchungen

Was tun bei Verdacht auf Asperger-Syndrom?

Wenn Sie die Vermutung haben, dass Sie oder ein Ihnen nahestehender Mensch das Asperger-Syndrom hat, können Sie sich an Fachärzt*innen wenden. Die Diagnose Asperger-Syndrom wird immer durch Fachärzt*in für Psychiatrie und Psychotherapie diagnostiziert.

Behandlung des Asperger-Syndroms

Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass das Asperger-Syndrom nicht heilbar ist, die soziale Interaktion kann aber durch bestimmte Behandlungen günstig beeinflusst werden. Zu den bewährtesten Therapieformen zählen unter anderem die klassische Verhaltenstherapie, ein Kommunikationstraining, aber auch Ergotherapie oder Physiotherapie. Medikamente kommen beim Asperger-Syndrom sehr selten zum Einsatz.

Bei stark ausgeprägten Symptomen kann eine Langzeittherapie sehr hilfreich sein, hier ist ein früher Beginn entscheidend. Vor allem in jungen Jahren bieten verhaltenstherapeutische Maßnahmen die Möglichkeit, die individuellen Stärken des Kindes zu fördern und die sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Ziel ist es, dass das Kind oder der*die Jugendliche lernt, sich in sozialen Situationen anpassen zu können, so dass der Schulbesuch und das Absolvieren einer Ausbildung möglich werden.

Viele Menschen mit Asperger-Syndrom sind auch ohne therapeutische Begleitung in der Lage, sich sozial anzupassen, eine Partnerschaft einzugehen oder einen Beruf auszuüben. Lesen Sie hierzu unseren Artikel zu den sozialen Auswirkungen des Asperger-Syndroms.

Wichtig ist für Asperger Autist*innen in allen Fällen ein überschaubares, vorhersagbares Umfeld, um sich sicher zu fühlen. Besonders hilfreich sind dabei klare und konstante Strukturen sowie Routinen im Alltag.

Community Austausch

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