Was tun bei erschwerter Wiedereingliederung und Versetzung

Ich bin seit 19 Jahren im Unternehmen (Lebensmitteleinzelhandel)als Filialleitung tätig.Mein GdB beträgt 50 mit Gleichstellung wegen Depressionen.
Ich war anfangs wegen einer Kalkschulter bzw Sehnenentzündung krankgeschrieben und habe durch die damit verbundene und vom Arzt empfohlene "Ruhe"und Untätigkeit(auf zu diesem Zeitpunkt für mich unabsehbare Zeit) zuhause einen erneuten "Depressionsschub" bekommen.Meine Arbeit macht mir Spaß und trägt erheblich zur Stabilisation bei.
Insgesamt war ich jetzt mittlerweile 1 Jahr(!) krankgeschrieben.
Am Montag beginne ich endlich eine Wiedereingliederung(2/4/6/8 Stunden Steigerung)
Leider hat mein Chef gehofft daß ich mich nach meiner Krankheit zu Filialvertretung herunterstufen lasse,was ich aber nicht möchte da mir die Arbeit großen Spaß macht und ich auch jahrelang gute/sehr gute Ergebnisse(Umsatz/Inventuren)erbracht habe.
Mein Chef kann mich nicht ausstehen(ich ihn auch nicht aber das ist mir nicht so wichtig)und hofft jetzt mich loszuwerden.
Anfangs hat er die Wiedereingliederung hinausgezögert indem er Vorabgespäche vereinbart hat die er dann kurzfristig nicht einhalten konnte(3 mal).Ich habe dann letztendlich mein Wiedereingliederungsformular ohne vorherige Absprache mit ihm zur Personalabteilung geschickt(eigentlich muß er das Formular ausfüllen)und die Dame dort gebeten ihm bitte eine Mail zu schicken damit er sich wegen einem Gesprächstermin bei mir meldet.
Meine Ärztin hat vorsichtshalber die ersten Wochen mit nur 2 Stunden geplant da die Wiedereingliederungssituation noch nicht sicher war.Sie meinte auch daß sie nachträglich die Stunden nochmal erhöhen könnte(mir waren 2 Stunden zu wenig)
Das Gespräch fand statt und er besteht auf die Wiedereingliederung in der am weitesten von mir entfernten Filiale(knapp eine Stunde Fahrtzeit eine Strecke also ca 2 Stunden Fahrt pro Tag)und auf die 2 Stunden täglich da die Ärztin das so eingetragen hat,die Stunden erhöhen(wie mit der Ärztin besprochen)möchte er nicht da er meint daß ich die "Strapazen des Arbeitslebens"wieder kennenlernen soll und um abschätzen zu könne ob ich diesen Anforderungen gewachsen bin.
Die Filiale in der ich arbeiten werde ist übrigen auch die "Rausschmeißerfiliale"bei uns,in die ungeliebte Leute abgeschoben werden um sie "abzusägen".
Ich kann mir also vorstellen was auf mich zukommen wird.
Er möchte auch nicht daß ich in meine alte Filiale zurückkehre(an der ich sehr hänge)obwohl meine Stelle dort noch nicht wiederbesetzt ist.
Er sagt seit ich weg wäre wären die Ergebnisse dort besser(dabei waren meine Ergebnisse regelmäßig bei den besten vom Bezirk)
Der Kollege der dort für mich die Vertretung macht erzählte mir daß mein Chef ihm zugesichert hat daß er die Filialleitung dort bekommt sobald ich weg bin...(?!)
Ich weiß daß ich keinen Anspruch auf meinen alten Arbeitsplatz habe und habe nun Angst in eine "schwierigere"Filiale abgeschoben zu werden(Frankfurt Nähe Bahnhof zBsp.wäre möglich)die ich als Frau nicht schaffen würde...
Meine Fragen:
Wie kann ich mich wehren?
Wer kann mir dabei helfen?
Kann man mich in so eine Filiale versetzten obwohl meine alte Stelle noch frei ist?

Vielen Dank!

Antworten

  • Hallo Franja,

    schön, dass du zu uns gefunden hast 😀

    Das ist ein sehr komplexer Fall, den du da schilderst. Wahrscheinlich wirst du dir daher Unterstützung vor Ort suchen müssen. Ich werde diesen Thread aber auch an unseren entsprechenden Fachexperten weiterleiten. Sicher hat er zumindest ein paar Hinweise für dich.

    Bitte hab ein klein wenig Geduld.
  • Dankeschön,das wäre sehr nett...!!

    Im Moment lassen sie mich zappeln bis zum Ende der Wiedereingliederung.
    Ich bin nervlich schon wieder total am Ende und beiß mich durch so gut ich kann...

    VlG
  • Tieeeeeef durchatmen und nicht unterkriegen lassen! Du packst das bestimmt! 😀
  • Hallo Franja

    entschuldige bitte, wenn ich dir erst jetzt eine Antwort geben kann. Offensichtlich - zumindest wie du es so beschreibst - ist ein unbelastetes Gespräch zwischen dir und deinem direkten Vorgesetzten nicht leicht und scheitert zum Teil schon an der Terminfindung. Trotzdem sollte es dein oberste Ziel sein, ein vernünftiges Gespräch führen zu können. Aussagen von anderen oder Vermutungen können ein direktes Gespräch nicht ersetzen, sondern führen oft zu weiteren Hemmnissen. Um ein solches Gespräch gut führen zu können, kannst und solltest du dir Hilfe holen. Das ist in erster Linie wegen deines GdB von 50 das Integrationsamt bzw. dort der Integrationsfachdienst. Dort gibt es eigene Berater, die ein solches Gespräch im Sinne der Erhaltung eines Arbeitsplatzes oft und routiniert führen können. Als weiterer Ansprechpartner könnte auch der Krankengeldfallmanager in Frage kommen, der für jemand mit so langer Arbeitsunfähigkeit bei deiner Krankenkasse zuständig ist. Ebenso kenne ich leider die innerbetrieblichen Strukturen nicht, aber möglicherweise gibt es bei euch eine Schwerbehindertenvertrauensperson, Betriebsrat oder sogar einen BEM-Beauftragten. Wenn es diese gibt, würde ich denen deine Lage beschreiben und um Hilfe bitten.

    Viel Erfolg damit und alles Gute Michael
  • Hallo!
    Vielen Dank für die Antworten!
    Ich habe jetzt seit einiger Zeit nicht mehr vorbeigeschaut weil ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte daß mir noch jemand antwortet...

    Meine Wiedereingliederung ist jetzt vorbei und ich bin,wie schon befürchtet,in eine sehr schlimme Filiale versetzt worden..
    Bisher habe ich mich geweigert die Versetzungsmeldung mit Vetragsänderung zu unterschreiben und habe auch beim Integrationsamt angerufen-ich soll mich nächste Woche nochmal melden...
    Meine Arbeitszeiten sind im Moment von 6 Uhr morgens -19.30/20 Uhr Abends,aufschreiben darf ich mir 8 Stunden,bisher jeden Tag..
    Der Filialleiter der vorher da war(er hat übrigens jetzt meinen alten Laden bekommen) hat die Inventuren versaut und ist in eine "Flop-Liste"gerutscht dh.daß alle 2 Wochen die Revision vor der Tür steht und eine mehrseitige Check-Liste durchgeht mit anschließender Benotung von 1-6,bei 4 gibt es schon eine Ermahnung vom "Oberchef" und evtl Konsequenzen.Übernächste Woche kommt sie wieder und nächste Woche fehlt mir durch den Feiertag ein Arbeitstag.Um die Arbeit zu schaffen komm ich an meinem freien Tag und arbeite weiter.
    Ich bin noch nicht ganz fit,muß mich ja erst einarbeiten und renne wie ein Kaninchen den ganzen Tag um die Arbeit zu schaffen.Ich kenne die Leute die dort arbeiten noch nicht richtig und muß mir einige Funktionen im PC nochmal genauer anschauen,das Lager sieht aus wie Sau,überall fehlen Schilder im Laden und ich komm mit der Arbeit absolut nicht hinterher.Der Laden ist vom Vorgänger völlig heruntergewirtschaftet.
    Die Kunden sind auch sehr schwierig,viele Leute aus der Unterschicht die klauen und sofort sehr aggressiv reagieren.

    Die anderen Filialleiter im Bezirk diskutieren schon darüber wer den Laden als nächstes bekommt wenn ich "umkippe".Alle wissen daß das kein Laden für eine Frau ist und mir gehts auch ziemlich schlecht.
    Der Laden hat einen Aufzug zum Lager und ich schaff es körperlich kaum die Paletten mit Getränken und Konserven unten rein und raus zu ziehen.
    Ich hab Pakete auf der Post die ich abholen müßte,Hosen in der Änderungsschneiderei,kochen ist Abends um halb 9-9.30 auch nicht mehr drin nach solchen Tagen.Ich hab schon 2 Kilo abgenommen und wiege mittlerweile nur noch um die 46 Kilo.Meine Wohnung sieht aus wie Sau..
    Lange schaff ich das so nicht mehr aber ich weiß ja daß das Sinn und Zweck der ganzen Aktion ist und daher versuch ich durchzuhalten.
    Die Depressionen haben sich bisher zum Glück noch nicht sehr verschlechtert,trotzdem hab ich mindesten ein mal am Tag Suizidgedanken,meistens auf der Fahrt zur Arbeit morgens...
    Ich hab mir sogar schon ein Seil besorgt,mir hilft es wenn ich weiß daß ich die Möglichkeit hätte es zu beenden wenn es zu schlimm wird... 😀 Ich weiß das hört sich krank an...

    Ich finde es so unfair direkt nach der Wiedereingliederung,die ja keine richtige Einarbeitung ist,direkt in so eine Flop-Filiale gesteckt zu werden,in einem "normal" geführten Laden schaffe ich meine Arbeit locker und mit Spaß aber hier gehts mir von Tag zu Tag schlechter.

    So,das war ein kurzer Zwischenstand
    Ich bin selbst mal gespannt wie lange ich das durchhalte..

    Vielleicht fällt ja noch jemandem etwas ein was ich noch tun könnte,ich mag meine Arbeit eigentlich sehr gerne...

    Viele Grüße
  • Hallo Franja,

    das klingt wirklich unschön und teilweise auch nicht gesetzeskonform.

    Ich denke, "durchhalten, um sich nicht unterkriegen zu lassen" ist vielleicht in diesem Fall nicht unbedingt der richtige Ansatz. Wäre es denn nicht eine Option, insgesamt den Arbeitgeber zu wechseln?
    In jedem Fall besser als ein Seil! Glaub mir, das sind diese Leute nicht wert, dass du deswegen dein Leben wegwirfst!
  • Ach Justin...wenn das so einfach wäre ...
    Ich bin doch schon seit so vielen Jahren beim gleichen Arbeitgeber,ich hab noch nie woanders gearbeitet und ich bin fast 40...das fällt mir so schwer...
    Vor allem bin ich relativ "sicher"durch meine lange Betriebszugehörigkeit,die Behinderung usw.
    Ich darf halt nur nicht kündigen oder wieder krank werden,daher das "durchhalten".Es kann kaum schlimmer werden,also MUSS es bald wieder bergauf gehen-hoffe ich...
    Bei einem neuen Arbeitgeber wäre der Druck wahrscheinlich ähnlich,auch da muß ich mich wieder einarbeiten und hab Probezeit usw.,bin mir nicht sicher ob das besser wäre am Anfang...
    Wenn ich nur in eine andere Filiale gekommen wäre...alle spekulieren schon wer meine Stelle einnimmt wenn ich umkippe,das ist ein offenes Geheimniss und ich find das so pervers.Sogar meine Vertretung meinte letztens daß er den Laden auch übernehmen würde und ob unser Chef ihm das wohl zutrauen würde..
    Die tun fast so als ob ich schon weg wäre und es sich nur noch um Wochen handelt...
    Am Freitag hab ich einen Termin beim Versorgungsamt.Zum Glück hab ich am Freitag "frei" und kann zumindest mal von der Arbeit kurz verschwinden und dahinfahren,ich wüßte sonst nicht wie ich das zeitlich schaffen sollte...
    Im Moment ist alles so schwer 😢
    Es ist so gemein,warum muß man ausgerechnet jemanden der so lange nicht da war und gesundheitlich angeschlagen ist,ohne Einarbeitung, in so einen miesen Laden stecken..das ist so unfair,ich hab mir doch nicht ausgesucht krank zu sein,das war kein Urlaub..
    Ich hab wochenlang nur im Bett gelegen,mir gings so schlecht,ich hab Lebensmittel usw übers Internet bestellt weil ich kaum vor die Tür gehen konnte usw.Ich hab nicht umsonst 20 Kilo verloren..Das ist so unfair...

    Depressionen sind für viele Leute einfach keine richtige Krankheit 🥺
  • Hallo Franja,

    war halt so ein Gedanke. Weil wie sagt man so schön: "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende."

    Gibt es denn in Eurem Unternehmen niemanden in höherer Position, den du mal ansprechen könntest?
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