Was ist am Sprichwort "Sport ist Mord" dran?

Unbestritten, Sport fördert Gesundheit und Geist. Doch die Unfälle in meinem Bekanntenkreis nehmen zu. Viele Leute setzen sich in ihren Sportarten unrealistische Ziele oder gehen grosse Risiken ein. Wie seht ihr das?

Antworten

  • Also ich würde sagen: Die Dosis macht das GifT 😀

  • würde ich als einstieg auch sagen 😉 in massen ist alles gut und verträglich.

    ich meine sport ist allgemein gut und wichtig. für den körper sowie den geist.😀 empfinde ich auch so.

    ich mache nun schon seit etlichen jahren sport und lasse mich auch gern beraten und versuche aus fehlern zu lernen. gerade im mittleren alter ist eine ausgewogene regelmässige bewegung sehr wichtig. gerade anfänger müssen unter fachlicher anleitung herangeführt werden.
    der behindertensport gibt viele optionen her sowie eine integration in nichtbehinderte sportgruppen.

    das, was du beobachtest, luciem, sehe ich auch so. der persönliche druck, die enge zeiteinteilung, sich selbst überschätzen...das kann alles unfälle hervorrufen.
    ich zum beispiel, versuche immer mit spass und zeit an die sachen ranzugehen und wenn es mal nicht passt, ok, denn eben nicht. 😀 läuft ja nicht weg.

    ich habe mal beim sportabzeichen gesehen, wie eine nicht behinderte frau auf der aschenbahn beim sprinten hinschlug und sich den einen arm und das eine bein total aufriss. da gab es bei mir gleich eine innere blokade und ich machte diese sequenz nicht mit. dafür dann eben schwimmen....

    liebe grüsse
    christiane
  • Hallo Luciem,

    es heißt richtig Sport ist Mord und verdirbt den Charakter. Ich glaube nicht das diese Aussage etwas mit dem Verletzungsrisiko zu tun hat. Meiner Meinung nach kommt es eher daher, daß für Menschen, die nie im Leben Sport gemacht haben, der Einstieg ins regelmäßige Sport treiben schwierig ist. Für diese Menschen ist jede Art der Bewegung anstrengend. Sie müssen das Sport treiben erst mühsam erlernen. Egal um welche Sportart es sich dabei handelt.

    Das Verletzungsrisiko ist von Sportart zu Sportart verschieden. Beim Judo passiert z.B. nur ein drittel so viel, wie beim Fußball, Schwimmen gilt als eine der ungefährlichsten Sportarten. Die meisten Verletzungen holt man sich, wenn man übermüdet, gestresst oder krank zum Sport geht. Wer untraniert einen Marathon läuft, riskiert genauso seine Gesundheit, wie der Sportler, der sich vor dem Trainig oder dem Wettkampf nicht warm macht.

    Grundsätzlich ist Sport sehr gesund. Es trainiert Herz und Kreislauf. Man kann sich besser konzentrieren und besser lernen. Kinder die Sport machen sind intelligenter als Stubenkocker. Das Immunsysthem ist stabiler, man ist weniger Müde und hat ein besseres Selbstbewußtsein. Eine gut ausgeprägte Skelettmuskulatur schützt die Gelenke und den Rücken. Körper und Geist sind im Gleichgewicht.

    Sport ist gesund und stärkt den Charakter. 😀

    Gruß Karin
  • Sport kann Mord sein, indem man Leute, die damit nicht so gut umgehen koennen, in eine Art Stress bringt. Wenn ich als Behinderter ein paar Laengen Crawl schwimme und das geht bei mir eher schnell (meine aktuelle Bestzeit auf 100m Cr bei Klasse S9 (unterarmamputiert) und im Alter von 42 ist 1:10), sehen sich immer wieder Nichtbehinderte genoetigt, schneller sein zu wollen - was ihnen dann je nach Trainingszustand gar nicht gelingen wird. Dann wird erkennbar, dass diese Leute in eine Lose-Lose-Situation (im Gegensatz zur Win-Win-Situation) kommen: sie koennen unmoeglich nach Hause gehen und dort erzaehlen, sie seien schneller als ein Einarmiger geschwommen. Aber *noch viel weniger* koennen sie sich dabei erwischen lassen, von 'so einem' ueberholt zu werden. Und diese Ausweglosigkeit kann schwer ertraeglich sein. Ich achte auf die Gesichtsausdruecke und in denen sieht man dann einiges. Den Tod als Identitaet mit Leistungsanspruch erleidet man erstmal vor sich selbst, und dem geht gelegentlich eine Agone von mehreren hundert Metern voraus.

    Sport ist auch Mord, weil bis zum Erreichen des Saisonziels gnadenlos geknuettelt wird. Mord heisst dabei natuerlich nicht, dass jemand stirbt. Die Sprache des Sports ist voll von masslosen Uebertreibungen. Genauso ist es bei einem 100m-Sprint im Wasser: nach 20 Metern ist mein anaerober Stoffwechsel ausgelutscht und die restlichen 80 Meter "sterbe ich". Du musst das mal machen, und dann im 'lila Schmerz' fertigschwimmen. Wer auch versucht oder sogar schafft, Energiereserven von 3 Tagen Fressen innerhalb von einer guten Minute vollumfaenglich ins Wasser zu packen, weiss von was ich rede. Du rast los, dann - poff - ist die Energie weg, Du stirbst qualvoll bis zum Ende der Strecke und dann ist Sport eben Mord.

    Sport verdirbt daher auch den Charakter. Mitmachen ist alles, aber Schnell sein ist besser. Irgendwo will man immmer besser werden - und dann macht man alles, was da hilft. Man guckt Tricks ab. Man trainiert mehr, noch mehr. Man rasiert zu Hause nach den eigenen Beinen auch den Hamster, dem soll es nicht besser gehen als einem selber. Man wechselt die Ausruestung. Sport hat eine absurde und humorvolle Seite, aber auch die ist speziell. Man tut Sport statt anderem, das ist vielleicht auch schlecht. Eine gewisse Humorlosigkeit gehoert natuerlich dazu, Tag fuer Tag Aufbau zu machen - aber zu viel Humorlosigkeit ist dem Glueck dann im Weg. Schon alleine das permanente sich Hinwenden zum ultrapragmatischen, zum zielorientierten, zum zweckmaessigen, zum technik- und leistungsbezogenen - und das ist im Sport ja zuoberst - wird von Humanisten ja nicht nur gerne gesehen. Es lenkt von der Menschlichkeit und Hochgeistigkeit ab. So oder so ist es eine Gratwanderung - und von aussen betrachtet ist es sicher ein guter Spruch, die mindestens teilweise notwendige Charakteranpassung als "verdorben" hinzustellen.

    [Achtung, Satire]
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