Selbstbestimmung und Entscheidungskraft

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Hallo ihr lieben ,

Ich hab mich jetzt einfach mal hier angemeldet um Antworten auf meine Fragen zu erhalten ... ich bin 17 Jahre alt und durchlebe seid einem Jahr eine schwere Krankheit welche sich ComplexRegionalPainSyndrome (CRPS) nennt , ich bin hier bei uns in Deutschland leider ein Einzelfall was Verlauf , Anamnese und Behandlung betrifft aber darauf möchte ich nicht weiter eingehen da es mir in dem Zusammenhang unwichtig erscheint Ich habe glücklicherweise auch mehrere medizinische Anbindungen heißt ich stehe nicht alleine mit meiner Krankheit da ! Das Problem ist leider das meiner Mutter die medizinische Fürsorgepflicht entzogen wurde und ich eine ,, nette ,, Dame des Jugendamtes an meiner Seite habe , meine Mutter ist momentan inhaftiert hat aber alle anderen rechte ( sprich Aufenthaltsbestimmung etc.) nur eben nicht die medizinische Fürsorge weshalb einige Fragen offen liegen ! Ich habe über die Monate eine große Medizinische Fachkunde erhalten , vorallendingen was Anästhesie und Analgesie anbelangt ... heißt ich kann sehr wohl abwägen was angebracht ist und was nicht , auch wenn ich mit meinen 17 Jahren des Alters wegen gerne unterschätzt werde . Ich war jetzt wieder 2 Monate im Krankenhaus habe dort die Multimodale Schmerztherapie erhalten , sprich Ergo, Schmerztherapie, Physio ,Psychotherapie usw. die Dame vom Jugendamt war jetzt auch einmal bei dem Familiengespräch dabei ( meine Mutter kam jede Woche einmal , das wurde glücklicherweise genehmigt ) . Es wird mir beispielsweise eine Psychotherapie empfohlen zu der normalen Behandlung eben unterstützend und begleitend zur Schmerztherapie, Ergo und Physio doch inwieweit darf ich mit meinem 17 Jahren entscheiden ob ich mir einen Therapeuten suche oder nicht ? Soweit ich weis bin ich voll Entscheidungsfähig und darf auch in meinem freien und natürlichen Willen nicht eingeschränkt werden soweit ich keine schweren eigen / anderen gefährdenden psychischen Erkrankungen habe und das habe ich NICHT aber was hat die Fürsorgepflichtige für rechte ?Wie darf ich reagieren wenn das Jugendamt von mir verlangt das ich mich in eine begleitende Therapie begebe ? Auch ein großes Thema ist die Medikation , ich werde mir hochpotenten Opiaten behandelt und möchte meine Medikamente nicht mehr nehmen Bzw . andere erhalten Gründe wären : Abhängigkeitspotential, Nebenwirkungen, Toleranzentwicklungen usw. die Ärztin meinte dies sei kontraproduktiv ... was mich aber nicht wundert da es eine kinderschmerztherapeutin ist und von opioiden Analgetika nicht wirklich die Fachkenntnis hat welche ich mir wünsche und in meinem Fall auch für nötig halte , doch mein schmerztherapeut teilt sicherlich meine Ansichten ! Ich habe wirklich Angst davor das ich nicht entscheiden kann und das stresst mich wirklich extrem , Stress kann meine Krankheit triggern weshalb ich versuchen muss diesen zu reduzieren . Ich hoffe meine Geschichte ist verständlich und nicht zu konfus bei fragen stehe ich natürlicherweise zur Verfügung! Bitte unvoreingenommen antworten , ich bin kein assi und meine Mutter genauso wenig ... ich wohne in der besten wohnlichen und finanziellen Situation, das ist auch der Grund warum und das JA und noch nicht rausgeholt hat ... aber Geld ist eben nicht alles ! Danke !

Antworten

  • Liebe Bionicum,
    ich sehe, dass du wohl unterscheiden kannst, dass du nicht ein CRPS Einzelfall bist; sicher aber ein Einzelfall was Verlauf, Anamnese und Behandlung dieser Erkrankung betrifft. Ich kann dich sehr gut verstehen und ich schätze das sehr, dass du dich selbst medizinisch fachlich informierst. Stoßt man aber da auf die Grenzen des medizinischen Wissens, dann wäre man doch froh, nicht so viel zu wissen ;o)
    Die Ärzte sind auch nur Menschen und was für welche! Wissen ist macht und das macht sie ja so mächtig. Doch auch wenn du selbst zum Arzt wirst, dann erkennst du, dass die Medizin in Ihrer Komplexität so viele „Türchen offen“ lässt und gerade bei Diagnosen, wo die Genese noch nicht abschließend geklärt ist, kommst du ins Schleudern; - sei es um sich selbst zu helfen oder dein Recht zu bekommen/ nachzuweisen.
    Wenn du die Gefahr schon in der Medikation siehst und/oder annimmst, dass ein Arzt das nicht entscheiden kann, was zum Wohle des Patienten ist, wie soll das die „nette“ Dame vom Jugendamt (was das Medizinische betrifft), wenn die Schadenfolgen bestimmten (medikamentösen) Behandlungen noch nicht klar absehbar sind.
    Eines kann ich dir aber mit Sicherheit sagen: von einer Psychotherapie kannst du nur profitieren, auch wenn du noch glaubst, dass du sie nicht brauchst. Mehr Angst solltest du von der Medikamenten haben. Natürlich kann eine Psychotherapie nur gelingen, wenn du damit einverstanden bist und mitarbeitest. Gelingt das nicht, bekommst du Psychopharmaka und das wäre der Weg in die falsche Richtung. Denke mal darüber nach, dass du jetzt noch die Wahl hast. Du wirst überall an Menschen treffen, die sicherlich deine Ansichten teilt. Doch was ist wirklich das Beste für Dich?
    In einer Psychotherapie wirst du nicht manipuliert: das wäre kein guter Psychotherapeut, wenn er dir sagen würde, was falsch und was richtig ist – im Gegenteil, da wirst du lernen selbst zu erkennen und deine Entscheidungen selbst optimal zu treffen. Und wenn du so lernwillig bist, wie es mir scheint, dann wartet auf Dich noch eine schöne Zukunft, die du dir keinesfalls verbauen solltest. Denn irgendwann kannst du in Situation kommen, wo du trotz deiner Selbstbestimmung keine Wahl für eine Entscheidung mehr hast...

    Auch wir „große Kinder“ sind geprägt von dem, was wir meistens von unseren Eltern/ Erziehungsberechtigten übernommen haben. Manche Kinder erkennen, dass sie so nicht leben wollen, wie das die Eltern tun und lernen freiwillig (auch im Rahmen einer Psychotherapie), damit sie eines Tages bessere Früchte tragen können. Andere finden den Weg nicht und machen die gleichen Fehler, die auch Ihre Eltern schon gemacht haben. Und sie glauben, dass sie im Recht sind, weil man als kleines Kind glaubt, dass alles richtig ist, was die Eltern sagen; sie lieben uns doch. Aber in der Liebe wird auch vieles falsch vermittelt. Oder willst du etwa behaupten, dass deine Mutter richtig gelebt hat, wenn sie jetzt inhaftiert ist? Ich denke, dass es aus allen Perspektiven gesehen, eine Psychotherapie eine Bereicherung für einen Menschen ist. Bedingung ist natürlich, dass er weiß woran es ankommt und dass er sich mitteilt, wenn er an Widerstände trifft – gerade diese sind ein Sprungbrett, die einem zeigen, wo was nicht stimmt. Dort muss die Therapie angesetzt werden…
    Und die Blockaden aufzulösen, heißt ja auch wiederum, den Medikamenten die Wirkweise zu ermöglichen. Wobei dann auf die längere Sicht die Notwendigkeit einer Schmerzbehandlung auch überflüssig sein kann (Stichwort: Psychosomatik).

    Paß auf dich auf; gerade hier sind Viele, die selbst betroffen sind und dir keinen vernünftigen Rat geben werden. Es widerspricht ihnen kaum jemand, weil es an der Zeit oder am Wissen mangelt. Die meisten unterscheiden nicht einmal Psychiater von Dipl. Psychologen.
    Ich würde mich für dich freuen, wenn du dich für Psychotherapie entscheidest.
    Bei Schmerzmitteln ist das auch die Frage der Zeit, wie lange das die Leber gesundheitlich mitmachen… Irgendwann bekommt man dann Medikamente gegen die Nebenwirkungen, die andere Nebenwirkungen verursachen; und diese Kette ist endlos. Tue dir das nicht an. Es ist eine tolle Chance, dass die Krankenkasse auch noch die Kosten für die Psychotherapie übernimmt.

    Ja, ich habe deine Frage nicht so beantwortet, wie du es erwartet hast: inwiefern du was ablehnen kannst, darfst, oder nicht. Bald bist du ja 18 und dann ändert sich ja auch da was. Bis dahin kann es heißen: Ohne Einsichtsfähigkeit keine Selbstbestimmung... Ich denke auch, dass es sich hier um keine med. Forschungsversuche an Minderjährigen handelt, sondern sich deine Frage lediglich darauf richtete, ob du die Psychotherapie ablehnen darfst.
    Ich wünsche dir alles Gute!

  • In stiller Stunde habe ich mir das noch mal durchgelesen, und wie ich jetzt sehe, hattest du schon eine Kurzzeit-Psychotherapie im Rahmen deines Klinikaufenthalts. Dann weißt du ja in etwa, wie das geht. Anscheinend war für dich nicht so angenehm, fehlte an Vertrauen oder Empathie… vielleicht hast du dich gar nicht so richtig eingelassen, aus welchem Grund auch immer...
    sonst hättest du jetzt nicht diese Ablehnung gegen Psychotherapie, und genau da ist der Hacken. Hier ist es wichtig, dass du dich in richtiger Weise mit Emotionen auch sachlich auseinandersetzt. Sonst kann es u.U. eine Reaktivierung durch die vergessene Reiz-Reaktion-Verbindungen (in Nervensystem) wie die kognitiven emotionalen Schemata (Psyche) kommen. Nervensystem und Psyche arbeiten eng zusammen, so kannst du dir dann vorstellen, dass ein Kind, das Angst vor der Schule (Prüfung) hat, Bauchweh bekommt. Also, wirkt sich das psychische auf das körperliche (Bauch) aus.

    Deshalb gehört zu den chronischen Erkrankungen und gerade in die Therapie-Leitlinien der CRPS auch Psychotherapie dazu, obwohl du keine sichtbaren psychischen Erkrankungen hast (die Ärzte würden auch einen Psychologen die gleiche Therapie empfehlen, wenn er die gleiche Krankheit hätte). Dann ist es wichtig, dass du einen solchen Therapeuten bekommst, der mehr Erfahrung mit dieser Krankheit hat um mit den Ursachen vorsichtig und therapeutisch umgehen kann. Glaube mir, dass die Sympathie nicht so im Vordergrund stehen muss. Man kann auch vertrauensvoll mit jemanden reden, von dem man weiß, dass er das nötige Wissen hat. Wichtig ist eben, dass man sich mitteilt („das stört mich“), wenn man auf Widerstände kommt um da anzuknüpfen, u.ä. So sieht man dann auch die Widerstände nicht so negativ, weil sie uns einiges erkennen lassen ????

    Psychotherapie kann dir sehr viel geben. Alleine als stützende Therapie durch Zuhören, Trost, Ermutigung, Anregung, Stärkung, Entlastung/Erleichterung… aber auch korrektiv und kurativ: Veränderungen im Alltäglichen, die Gesundheit fordern, Krankheit vermeiden – ja, das alles fängt im Denken an.
    Deshalb sollte man das, was man macht, auch gerne machen. Bei Widerwillen hilft es nicht. Die widerstreitenden Gefühle machen Stress, blockieren - wenn man etwas macht, ohne dass man es will. Widerstreitend wäre hier, dass du gesund sein willst, aber nicht den gesunden Weg gehen willst.
    Aber ich glaube, dass du es packst, sich entspannt und neugierig auf diese "Reise mit der Seele" zu begeben…

    Du schreibst: //ich wohne in der besten wohnlichen und finanziellen Situation, das ist auch der Grund warum und das JA und noch nicht rausgeholt hat ... aber Geld ist eben nicht alles !//
    Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstanden habe (Tippfehler?), was du damit meinst. Vielleicht bezeichnest du das JA als positives Denken. Wenn das der Fall ist, sollte man evtl. neu definieren, was ist wirklich positiv 😉

    Ich wünsche dir alles Gute!

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