Schwerbehinderung eher ein Nachteil bei Ausbildungssuche?

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Hallo liebe Mitglieder,

nachdem ich schon den ganzen Tag irgendwie am googlen bin und mir immer unsicherer werde, habe ich mich nun hier angemeldet, in der Hoffnung auf Hilfe.

Wie fange ich am besten an ohne einen Roman zu schreiben? 😀
Kurze Geschichte, ich versuche es kurz zu halten.
Mit 12 Jahren wurde bei mir Morbus Scheuermann diagnostiziert, Behandlungen gleich Null bis auf einmal Krankengymnastik.
Mit 18 Jahren wollte ich Pferdewirt lernen und mein Orthopäde sagte: Wäre kein Problem. Im nachhinein wohl aber doch 🙁
Mein Rücken ist mit jetzt 26 hinüber, keine körperlichen Arbeiten mehr, nicht mehr als 10kg heben/tragen, ich kann nicht länger als 30 Min. Autofahren, nicht länger als gut 30 Min. stehen und sitzen max. 60 Min.
Aufgrund von weiteren Erkrankungen (Migräne mein ganzes Lebenlang, Lipödem, Tachykardie und Rhythmusstörungen, Knalltrauma auf dem linken Ohr, seit 2010 noch Depression) kam meine Mutter vor 2 Jahren auf die Idee mit dem Versorgungsamt, da es so ja nicht weiter gehen kann.
Dies hat mir einen GdB von 30 gegeben, wir haben es so hin genommen. Ebenso hat mich der Amtsarzt für 18 Monate krank geschrieben, was aber bereits abgelaufen ist.

Seit 1 1/2 Jahren versuche ich wieder Fuß zu fassen ins Arbeitsleben, mein Traumberuf Pferdewirt konnte ich nicht mal fertig lernen (nicht wegen der Krankheiten, Betriebliche Gründe). Stattdessen habe ich ohne Ausbildung eine Festanstellung in dem Bereich bekommen.

Nun leide ich neben den anderen Erkrankungen seit 3 1/2 Jahren teilweise unter massiver Rückenschmerzen, es steht auch fest, ich brauche bald eine künstliche Bandscheibe, da meine bei L3/L4 so gut wie "auf" ist.
Seit 2 Jahren mache ich zwar Reha Sport, aber sobald ich länger sitzen muss, bekomme ich wieder Schmerzen.
Das Arbeitsamt schlug mir nach über einem Jahr eine Umschulung vor, ich rief bei der IBB an und machte einen Probeunterricht aus. Und schon nach 2 Stunden konnte ich nicht mehr sitzen vor Schmerzen, habe den Probeunterricht, 2 Tage, noch komplett durchgezogen, lag aber anschließend 3 Wochen fast nur im Bett/Sofa, es ging nichts mehr.

Bei der IBB sagte man mir, es wäre kein Problem, ich könnte eine orthopädische Büroausstattung bekommen, aber siehe da, es scheint doch ein Problem zu sein. Die Rentenversicherung kommt in meinem Fall nicht dafür auf, einer Berufsgenossenschaft gehöre ich nicht an, also bleibt nur das Arbeitsamt. Dort riet man mir, einen Gleichstellungsantrag zu stellen, den ich vor 3 Wochen auch abgeschickt habe und in Bearbeitung ist, Zeitgleich noch einen Verschlechterungsantrag beim Versorgungsamt mit Hilfe vom VDK.

Heute hatte ich wieder einen Termin, der Antrag ist noch in Bearbeitung und ich sollte dem IBB erstmal absagen. Aber nun stehe ich grade wieder ohne alles da?! Wir müssen auf den Antrag warten und wenn das klappt, gehe ich zum Reha Vermittler.

Nun frage ich mich, was passiert beim Reha Vermittler?
Und wenn ich eine Schwerbehinderung bekomme, wie geht es dann weiter? Ich möchte eigentlich eine ganz normale Ausbildung bzw. Umschulung machen, ich brauche halt nur eine orthopädische Büroausstattung, wenn ich in den kaufmännischen Bereich gehe.

Und ich weiß auch grade nicht ob ich mich einfach weiter bewerben soll. Wenn mich denn ein Betrieb nehmen würde, wie sieht es dann mit einer orthopädischen Büroausstattung aus? Ich hab irgendwie angst, damit noch schlechtere Karten zu haben 🙁
Mir geht es ja nicht um Kündigungsschutz, mehr Urlaub, etc. sondern nur um diese eine Hilfe um einen Tag im Sitzen irgendwie schmerzfrei und ohne mehrmals täglicher Tabletteneinnahme zu überstehen.

Ich weiß, in meiner Lage scheinen Büroberufe eigentlich auch nicht richtig zu sein, aber mir fällt echt kein anderer Beruf ein den ich noch machen könnte 🙁


Hoffe, dass war nicht zu viel jetzt oder vielleicht noch zu wenig?
Vielleicht hat hier ja jemand Tipps für mich oder kann mich über den Reha Vermittler aufklären?!

Liebe Grüße

Antworten

  • Hallo Niezi,

    was Du geschrieben hast, ist doch recht umfangreich. Ein Arbeitgeber hat die Möglichkeit, Dir als schwerbehinderten Menschen eine betriebliche Ausbildung zu gewähren. Hierfür kann er vom vom Amt Beihilfen fininanzieller rt erhalten und auch Unterstützung für die Ausstattung eines leidengerechten Arbeitsplatzes. In der Regel ist das Versorgungsamt zuständig. Bei einer Umschhulung oder Wiedereingliederung kann bei Vorliegen bestimmter Vorraussetzungen für behindertengerechten Ausstattung des Arbeitsplatzes auch die Rentenversicherung zuständig sein.

    LG Nobby
  • einbein
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    Hallo Miezi87,

    eine Bewerbung nicht abzugeben, weil man denkt, vielleicht komt nichts raus, ist erst mal ein schlechter Weg. Ohne Angel im Wasser fängt man keine Fische. Heißt: bewerben, bewerben, bewerben. Evtl. in Verbindung mit einem Praktikum.

    Ein Arbeitger beschäftigt keine Leute, damit sie sich zu Hause nicht langweilen. Ein Unternehmen dient dem Zweck des Gelderwerbs, in dem es Waren billig ein- und teuer verkauft. Ob das jetzt Kartoffeln sind oder Dienstleistung. Sprich, die Arbeitskraft der Mitarbeiter ist hier auch eine Ware. Sicher sind Menschen emotionsbehaftet und handeln manchmal nicht so ganz rational. Anders lässt sich nicht erklären, warum manche Leute auf ihrem Posten sitzen.

    Für dich ist wichtig, einen Weg zu finden, wie du mit deinem Leiden umgehen kannst und wie du die Probleme, die es anderen macht, umschiffen kannst. Gibt es vielleicht verstärkende Faktoren (Übergewicht, Magersucht, Depressionen, Unausgeglichenheit,...) die dir im Weg stehen und die du eliminieren kannst? Wenn du nicht lange sitzen kannst, kannst du vielleicht dann stehen? Gibt es Möglichkeiten, durch Training deine Haltung zu verbessern und mit Hilfe einer anderen Sitzhaltung länger zu sitzen?

    Wenn du eine Umschulung machen kannst und diese jetzt verschiebst, weil es an einer "Ausstattung" fehlt, verlierst du nur Zeit. Die andere Frage ist, ist die Umschulung eine Ersatztätigkeit oder führt sie in einen zukunftsfähigen Beruf für dich? Sinn macht es, wenn du deine Pferdewirtschaftliche Erfahrung und Kenntnis dort einbringen kannst.

    Wenn du jetzt eine Festanstellung hast, besteht die Möglichkeit bei deinem jetzigen Arbeitgeber eine Tätigkeit zu finden, die dir liegt und die du nachhaltig ausüben kannst?
  • Hallo Miezi87,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀
    Eine Übersicht, wie das bei uns funktioniert, bietet dieses kurze Video (selbstverständlich auch mit Untertiteln): http://www.myhandicap.de/guided-tour.html

    Du hast aus der Community schon einige gute Hinweise erhalten (vielen Dank dafür, Leute 😀 ).

    Dein Anliegen habe ich auch an unseren entsprechenden Fachexperten weitergeleitet. Bitte hab ein wenig Geduld bis zur Antwort 😉

    Wenn Dein Anliegen dann geklärt ist, sei bitte so lieb und setze die Bewertung oberhalb des Threads auf 100%. 😀
    So hilfst Du uns, eine bessere Übersicht zu behalten, wo noch Unterstützung benötigt wird.

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an mich oder meine Kollegen oder die Community! Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀
  • Hallo,

    die Umschulung die ich jetzt absagen musste/sollte, wäre vom Arbeitsamt finanziert worden, bzw. sie wollten es finanzieren mit einem Bildungsgutschein, aber denen ist das verständlicherweise zu unsicher. Die Umschulung wäre schulisch gewesen.

    Vielleicht habt ihr mich falsch verstanden?
    Ich bewerbe mich ja fleißig, habe aber angst, sollte ich nun höher gestuft werden, also auf über 50 GdB, dass ein neuer Arbeitgeber dann sagen würde: Nein, nehmen wir nicht.

    Ich mache wie gesagt seit 2 Jahren Rückensport der nur mäßig hilft, insgesamt 5 mal die Woche á 45 - 120 Minuten. Krafttraining, Inline Skaten, Dehnübungen,... verhalte mich Rückengerecht im Alltag, versuche nicht zu schwer zu heben, dadurch leider hin und wieder auch schon Knieschmerzen, aber gut. Trotz dessen habe ich bei 2 Tage sitzen wieder sehr starke Schmerzen gehabt und daher die "Idee" wegen der Büroausstattung.
    Ich dachte 30 GdB würden dafür reichen, aber anscheinend nicht?!

    Kann nicht mal mehr länger als 30 Minuten Autofahren, normal sitzen nicht mehr als 30 Minuten und Stehen das Gleiche. Ich tue sehr viel für meinen Rücken, alles was möglich ist, habe auch schon viel Geld dafür ausgegeben. Vom Muskelbild her ist alles top, trotzdem Schmerzen. 😡
    Ich hoffe halt, dass so eine spezielle Büroausstattung zumindest ein bisschen was hilft.

    Würde mir schon wünschen eine betriebliche Umschulung machen zu können, somit wäre ein Arbeitgeber gleich von vorne rein mit eingebunden. Aber wenn ich das richtig gelesen habe, vermitteln die Reha Berater vom Arbeitsamt nur schulische Umschulungen?

    Ich bin derzeit arbeitslos, als ich vor 3 Jahren mit dem Reiten aufhören musste, fingen nach gut 3 Monaten plötzlich von heute auf morgen die Schmerzen an und sind seit dem auch geblieben. Vorher, durchs Reiten, habe ich nie was gemerkt, selbst als mein 5. Lendenwirbel angebrochen war, nicht mal den habe ich gemerkt.

    In wie weit mir die Umschulung in der Zukunft helfen würde, ist eine gute Frage.
    Im Moment möchte ich einfach nur was vernünftiges lernen und das ohne Schmerzen 😉
    Hab zwar Depressionen, diese entstand aber mehr durch die Schmerzen die ich habe, da einfach vieles nicht mehr geht/ging, als es dann hieß: Pferdewirt kannst du nicht mehr, da bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Schlaucht mich auch jetzt noch, aber muss ja weiter gehen.
  • Hallo

    Es hilft nur noch eine OP, um von den Rückenschmerzen frei zu werden.

    Mit deinen Rückenschmerzen wirst du so nicht arbeiten können.
    Nach der OP kannst Du eine Umschulung (Bürobereich) bekommen.
    Die Umschulung wird vom Arbeitsamt oder Rentenversicherung finanziert.

    Wegen der Schwerbehinderung mach dir keine Sorgen.
    Je mehr Prozente man hat, desto mehr Vorteile hat man.

    Du kannst zum VdK gehen. Da kannst du mit jedem Problem hingehen.
    Dort sagen Sie dir was du machen sollst.

    Ich wünsche Dir Alles Gute.


  • MyHandicap User
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    Hallo Miezi,

    vielen Dank, dass du dich so umfangreich mitgeteilt hast. Nur dann kannst du auch entsprechende Antworten bekommen. Ich kann es verstehen, dass du in ein großes Loch gefallen bsit, als du erfahren mußtest, dass dein Traumberuf mit den Pferden nicht möglich ist.

    Du beschreibst ziemlich viele gesundheitliche Einschränkungen, die leider auch bei einer sitzenden Tätigkeit eine große Rolle spielen. Deshalb bist du ja auch auf der Suche nach einer machbaren Perspektive. Wie schon in einem der vorherigen Antworten beschrieben, sollte deshalb erst mal bei dir eine medizinische und psychologische Begutachtung gemacht werden, welche Einschränkungen sich wie auswirken und für was du überhaupt beruflich geeignet bist. Dazu solltest du bei der zuständigen Arbeitsagentur einen Antrag auf Teilhabe am Arbeitsleben stellen (Früher hieß das berufliche Reha). Die müssen dann entscheiden, 1. ob sie überhaupt zuständig sind
    2. Was die richtige Reihenfolge der Gutachten und Vorschläge sind.

    Wenn die Arbeitsagentur sich nicht zuständig erklärt, muß sie dir wenigstens sagen, wer dann zuständig ist. (Also laß dich nicht verunsichern, du mußt eine Antwort bekommen)

    Nach der Begutachtung solltest du eine Beratung oder auch eine Maßnahme zur Klärung deiner speziellen beruflichen Perspektiven in Anspruch nehmen. Du bist nicht der Einzige, der nicht weiß was er machen kann und soll. Bildungsträger in deiner Gegend, vdk, Arbeitsagenturen und andere Sozialleistungsträger können diese Beratung durchaus professionell anbieten. Frag einfach nach.

    Die Anerkennung als schwerbehinderter Mensch geschieht nur, wenn du wirklich dauerhafte Einschränkungen hast. Also ist nur ein Nachteilsausgleich. Die Einschränkungen hast du mit und ohne Ausweis. Und für eine gute Perspektive muß du sowieso mit dem was du bist leben lernen.

    Viele Grüße

    Michael

  • MyHandicap User
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    Hallo,

    wenn die gesundheitlichen Einschränkungen denn auch anerkannt werden, bei den 30 GdB wurde mein Rücken gar nicht mit bewertet.

    Psychologe und alles habe ich bereits hinter mir, aber wirklich helfen konnte das auch nicht, wenn man jede Woche 3 - 5 Tage Migräne hat, dazu noch der Rücken,... man irgendwie nichts machen kann, nicht mal weiß wie das beruflich noch werden soll.
    Das brachte dann nicht so wirklich viel.

    Ich schlucke Schmerzmittel wie Essen, von den Ärzten hört man nur: Stellen sie sich nicht so an, machen sie Sport, was ich täglich tue..

    Von OP raten übrigens mehrere Ärzte ab, weil ich mit 26 zu jung für sowas bin und da ich selten nur Ausfallerscheinungen habe, Taubheit habe ich relativ selten, es sind halt nur Schmerzen die zwar auch in die Beine ziehen, aber da die Nerven noch alle ok sind, rät man von OP erstmal noch ab.

    Den nächsten Termin werde ich Mitte/Ende August bei der Agentur haben, dann müsste auch der Gleichstellungsantrag durch sein, beim Versorgungsamt dauert sicher noch etwas länger.
    War vor 6 Wochen bei einer Frau die mir da weiter helfen sollte, wegen Beruf, etc. Diese schlug mir dann zuerst Einzelhandel vor... 🥺

    Na gut, ich danke euch erstmal, mal schauen wie es dann beim nächsten Termin aussieht mit dem Amt. Bin mittlerweile echt verzweifelt wegen dem beruflichem, ich recherchiere so viel im Internet, aber entweder nur sitzen oder körperliche Arbeit oder monotone Arbeit,... ach ja 🙁


    Liebe Grüße
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