schauen :-)

guten abend zusammen,

mir geht etwas nicht aus dem kopf:
zum einen mag ich nicht (und ihr sicher auch nicht 😎 ) wenn ich aufgrund meiner behinderung *angegafft* werde.

mich interessiert, wie wir (ihr) als selbstbetroffene anderen sichtlich behinderten menschen begegnen. 😳 😃

schauen wir verschämt weg, schauen wir hin und mehr?

beste grüsse zum abend hin

christiane

Antworten


  • Hallo Christiane!

    Ich schaue bestimmt genau so oft oder so wenig hin,wie bei Menschen ohne Handicap.

    Manchmal ertappe ich mich auch dabei,das mein Blick bei jemanden ruht,aber ich mit meinen Gedanken ganz wo anders bin.

    Wenn ich den Eindruck habe,das mich jemand Begutachtet,überlege ich meist,ob ich denjenigen evtl. kenne.Ich habe ein schlechtes Gedächtnis für Gesichter und viele kennen mich oder meine Familie.
    Manche spreche ich auch an,wenn ich das Gefühl habe,das es ein sehr intensives Anschauen ist und frage nach,ob wir uns evtl. von irgendwo her kennen.Habe manch tolles Erlebnis dabei gehabt.
    Ärgern oder Böse macht mich das Anschauen nicht,da ich mich ja auch umschaue,wenn ich wo sitze und Zeit zum schauen habe.Es könnte mir ja jemand begegnen,den ich lange nicht mehr gesehen,aber nie vergessen habe.
    Gruß
    SENDRINE 😀
  • Hallo Christiane,

    wenn ich in der U-Bahn sitze, schaue ich mir gerne die Menschen an. Ist jemand besonders auffällig, fällt es mir schwer, ihn nicht mehr an zu schauen als die anderen. Das betrifft sichtbare Behinderungen genauso, wie die Hautfarbe, auffällige Kleidung oder ein Baby. Weil ich aber weiß, daß ich selber nicht gerne angestärrt werde, versuche ich mich zusammen zu reißen und nicht zu starren. Ich persönlich habe nichts dagegen das Menschen mich an schauen. Es ist normal das man das anschaut, was man wahr nimmt. Glotzen und Starren dagegen finde ich nicht in Ordnung. Wenn jemand sich immer wieder nach mir rum dreht oder seinen Blick über längere Zeit nicht von mir lassen kann, dann finde ich das distanzlos.

    Was machst Du dann Christiane? Meistens starre ich diese Menschen ebenfalls an. Je nach Situation sage ich ihnen das ich das nicht o.k. finde oder biete ihnen ein Foto von mir an, daß sie auch Zuhause anglotzen können. Machmal strecke ich ihnen sogar die Zunge raus. Es kommt halt darauf an wie aufdringlich mein Gegenüber war. Meistens reicht aber den der schaut auch an zu schauen. Am besten ganz starr in die Augen schauen. Du wirst Dich wundern wie schell dieser Mensch peinlich berührt weg schaut und Dich in Ruhe läßt. 😉

    Gruß Karin
  • Hallo,
    bin von Natur aus eine grinsebacke und hab immer eine gute Mine😀
    Die leute die mich anstarren seh ich nicht aber ein Freundliches Gesicht schon.

    Wenn ich jemanden anschau dann immer mit einem Lächeln da sind schon die Tollsten Sachen passiert.

    Einmal hat mich ein älterer Mann erst aus dem Fahrstuhl gelassen
    als ich über seinen Witz gelacht hab.
    Er hat mich lachen gehört und meinte das er das noch mal braucht.
    Dann ging er mit einem Grinsen die Einkaufsstrasse lang.😀

    Gruß
    Herbi

  • Handschuh schrieb:
    guten abend zusammen,

    mir geht etwas nicht aus dem kopf:
    zum einen mag ich nicht (und ihr sicher auch nicht 😎 ) wenn ich aufgrund meiner behinderung *angegafft* werde.

    mich interessiert, wie wir (ihr) als selbstbetroffene anderen sichtlich behinderten menschen begegnen. 😳 😃

    schauen wir verschämt weg, schauen wir hin und mehr?

    beste grüsse zum abend hin

    christiane



    hallo liebe christiane,

    wenn es mir gut geht, dann schaue ich auch direkt hin und verschenke ein lächeln.

    es kommt aber auch vor, das ich das nicht kann, kommt oft auch auf die situation an.

    wünsch einen schönen abend


    lg kerstin
  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht der Rollstuhl ist, der verunsichert. Anscheinend haben sich doch die meisten Menschen an den Menschen, die sich im Sitzen fortbewegen😀 gewöhnt. Es ist bei mir vielmehr die Sauerstoffsonde, die mir aus dem Gesicht springt und die nicht wenige Menschen zum Anglotzen animiert. Dabei sind es nach meinen Erfahrungen oft gerade die Menschen, von denen ich aufgrund ihres Alters mit einem wertschätzenderem Auftreten rechnen würde: es sind viele ältere Menschen.

    Die bleiben völlig schmerzfrei mit offenem Mund stehen und gaffen /starren mir mitten ins Gesicht. Ich habe es auch schon erlebt, dass sie dabei den Kopf geschüttelt haben.
    Wie ich darauf reagiere? Nun, es hängt dann entscheidend von meiner Tagesform ab. Oft bleibe ist genauso stehen und starre sie an und schüttel den Kopf bis sie den Blick senken (da kenne ich dann gar nichts) oder ich frage sie, wie es ihnen gehen würde, wenn ich sie so anstarren würde oder, oder.

    Kleine Kinder sind da oft viel unkomplizierter: sie fragen, was hast du denn da? Dann erkläre ich das mit einfachen Worten. Dann nicken sie und fragen im gleichen Atemzug nach dem Namen meines Hundes und fertig ist das Thema! Herrlich unkompliziert!
    Anfangs habe ich mich da kaum raus getraut. Ich bin immer nur eine ganz bestimmte Strecke gegangen und habe immer nur im selben Geschäft Lebensmittel gekauft. Dann habe ich - so wie ich es aushalten konnte (wegen dem Anstarren) meinen Wirkungskreis allmählich immer mehr erweitert.

    Jetzt gehe ich damit ganz souverän um.... aber der Weg bis dahin war schon recht lang und kleinschrittig. 😉

  • bei mir ist das auch, wie von euch beschrieben, ich schaue im prinzip auch bin aber nicht verunsichert sondern schaue immmer (i hope so 😀) freundlich und lächle.

    das ist eh was total tolles, wenn man wen auf der straße anschaut und lächelt. manche sind derart cool drauf und lachen zurück und mache sind echt sowas wie verschreckt 😉 was tut die da? einfach lächeln, ohne das man sicht kennt? *lach*
    aber bei mir kommt das fast automatisch, lächeln.

    oft passiert es mir auch, das ich mich im betrachten verliere. im urlaub ist mir das passiert. da war so ein typischer frauenvernascher. er machte einen auf *ich bin der schönste mann weit und breit* und sah für meinen geschmack gar nicht so aus. er stolzierte einher und machte jede frau am strand sehr plump an.
    den musste ich einfach ansehen, ich konnte nicht anders, selbst als er es merkte und sich bestätigt fühlte, es ging nicht, ich war fasziniert, wie er sich aufspielte *grins*

    und es passiert mir auch, das ich interessante helferlein bei anderen sehe und dann auch das gespräch suche.

    das leben ist aúf jedenfall bunt und läd zum beobachten ein, gelle?
    liebe grüsse
    christiane


  • Ja, Christiane, es ist schon lustig, wie sehr man Menschen mit ein wenig Freundlichkeit verunsichern kann. Ich grüße auch immer alle möglichen Leute, wenn ich unterwegs bin. Meine Assistenten haben mich schon ein paar Mal für verrückt erklärt. Aber meine Devise ist: Lächeln und winken 😉
    (Ich weiß, ich weiß, ist von den Pinguinen in MADAGASKAR - aber die sind einfach auch zu cool *g*)
  • Justin_MyHandicap schrieb:
    Ja, Christiane, es ist schon lustig, wie sehr man Menschen mit ein wenig Freundlichkeit verunsichern kann. Ich grüße auch immer alle möglichen Leute, wenn ich unterwegs bin. Meine Assistenten haben mich schon ein paar Mal für verrückt erklärt. Aber meine Devise ist: Lächeln und winken 😉
    (Ich weiß, ich weiß, ist von den Pinguinen in MADAGASKAR - aber die sind einfach auch zu cool *g*)


    kenn ich, kenn ich die coolen viecher 😀 *einfach zurückwinken* grööööölllll
    ist echt urcool, hast du vollkommen recht!

    liebe grüsse justin

    christiane
  • Kann ja sein das ihr mich jetzt für einen Miesepeter haltet, aber mit dem Lächeln habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, seit ich im Rollstuhl sitze. Ich bin mir schon bewußt, daß meine Erfahrungen nicht verallgemeinerbar sind, aber ich habe sie gemacht und mußte mich ändern um mich vor den Menschen die ich anlächelte zu schützen. Das macht mich traurig, denn das Lächeln ist eines der schönsten Kommunikationsformen. Jeder hier weiß, daß ich eine große Selbständigkeit habe und ich habe schön öfter darüber gesprochen, daß ich immer wieder erleben muß, wie mir ohne Vorwarnung und ohne mein Einverständnis bei etwas geholfen wurde, das ich lieber alleine gemacht hätte. Wenn ich in der U-Bahn sitze oder an der Haltestelle stehe oder im Supermarkt bin, habe ich mir abgewöhnt mit anderen Menschen zu "flirten" oder mit ihnen Small Talk zu halten, denn dann muß ich immer darauf gefaßt sein, daß auf diese Geste damit Reagiert wird, mich in die U-Bahn zu zerren, mir meinen Einkaufswagen zu entwenden oder mir auf eine andere Weise in meine gewohnten Tätigkeiten ein zu greifen. Tut mir leid, ich bin vorsichtig geworden. Die Menschen sind so unberechenbar beworden wenn sie einen Rollifahrer sehen, daß ich nie weiß wann man mich quasi von einer Tätigkeit weg schubst um das zu Ende zu führen, mit dem ich gerade beschäftigt war. Einen vertrauten Kontakt her zu stellen läßt die Menschen noch seltener Fragen ob ich dieses Eingreifen überhaupt möchte, daß ich mir angewöhnt habe solche Kontaktaufnahmen lieber zu vermeiden. Ich habe nichts gegen Hilfsbereitschaft wenn sie gebraucht wird, aber ich möchte wenigsten vorher gefragt werden. Mit Kindern funktioniert das besser. Wenn ich sie anlächel und auch wenn wir ganz helftig mit einander flirten, halten sie das nicht für eine Bitte um Hilfe. Sie sind da einfach unkomplizierter.

    Karin
  • hallo,

    wenn mich jemand anschaut, schaue ich zurück und lächle, das hilft meistens. ich habe da richtige studien entwickelt. als ich oft mit dem zug fahren mußte, in einem pendlerzug und mein kopf sehr stark wackelte und ich noch starke gleichgewichtsstörungen hatte, da gucken die leute oft. viele meinen, na die hat jat schon am hellichten tag getrunken. da habe ich mir bestimmte leute ausgeguckt, die mich angestarrt haben. wenn ich die gleichen wieder getroffen habe jeden tag, habe ich am nächsten tag gegrüßt und gelächelt. nach einigen tagen wurde ich nicht mehr nur angestarrt, sondern auch freundlich gegrüßt und nach 3-4 wochen wurde ich auch angesprochen. da habe ich dann einfach erzählt was mir fehlt und ich habe gemerkt, wie oft ein vorurteil verschwand. es gab nur ganz wenige, die nie gelächelt haben. je unfreundlicher die waren und je mehr die gestarrt haben um so mehr habe ich gelächelt. am anfang viel mir das sehr schwer - weil ich mich selbst so nicht akzeptiert habe und nicht mal zum einkaufen gegangen bin. aber im laufe der zeit habe ich das anders gesehen und das -starren - finde ich jetzt nicht mehr schlimm. es sind meistens sehr unsichere menschen, die so starren und die können doch uns leid tun oder?

    liebe grüße
    hedwig
  • Hallo Hetwig,

    solche Situationen kenne ich auch aus meiner Zeit als ich Berufspendler war. Damals war ich noch mit ein oder zwei Stöckchen unterwegs, nur ganz selten mit dem Rollstuhl. Solche Begegnungen finde ich sehr schön und sehr interessant. Ich kann mir vorstellen das Du ab und zu so richig Deinen Spaß hattest. Ich hatte das jeden Falls immer. Manchmal lernte ich so hoch interessante Menschen kennen, von denen ich nie geglaubt hätte, daß so interessantes in ihnen steckt. Heute hätte ich solche Begegnungen gerne wieder. Wenn dein Gegenüber dir immer sofort eine gewisse Hilfsbedürftigkeit unterstellt sobald er dich sieht, können solche Begegnungen sehr anstrengend sein. Eigentlich habe ich sehr großen Spaß an der Kommunikation und Beobachtung fremder Menschen. Das man mich heute so schnell auf meinen Rollstuhl reduziert ist nicht immer leicht. Da wären immer wieder kehrende Kontakte eine große Hilfe.

    Gruß Karin
  • Handschuh schrieb:
    bei mir ist das auch, wie von euch beschrieben, ich schaue im prinzip auch bin aber nicht verunsichert sondern schaue immmer (i hope so 😀) freundlich und lächle.

    das ist eh was total tolles, wenn man wen auf der straße anschaut und lächelt. manche sind derart cool drauf und lachen zurück und mache sind echt sowas wie verschreckt 😉 was tut die da? einfach lächeln, ohne das man sicht kennt? *lach*
    aber bei mir kommt das fast automatisch, lächeln.

    oft passiert es mir auch, das ich mich im betrachten verliere. im urlaub ist mir das passiert. da war so ein typischer frauenvernascher. er machte einen auf *ich bin der schönste mann weit und breit* und sah für meinen geschmack gar nicht so aus. er stolzierte einher und machte jede frau am strand sehr plump an.
    den musste ich einfach ansehen, ich konnte nicht anders, selbst als er es merkte und sich bestätigt fühlte, es ging nicht, ich war fasziniert, wie er sich aufspielte *grins*

    und es passiert mir auch, das ich interessante helferlein bei anderen sehe und dann auch das gespräch suche.

    das leben ist aúf jedenfall bunt und läd zum beobachten ein, gelle?
    liebe grüsse
    christiane






    Genau liebe Christiane,

    da hast Du recht.

    Glaub so langsam gelingt es mir auch wieder, das bunte Leben zu sehen und wieder zu beobachten und auch mit zu gestalten.

    Danke Dir von Herzen, denn Du hast mir dabei sehr geholfen.


    Ich schenk Dir ein lächeln.


    Kerstin
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