Pubertät und wie verhalte ich mich als Mutter

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Hallo Ihr Lieben
Meine fast 17jährige Tochter war eine Frühgeburt in der 26 SSW und ist seither schwerstbehindert. D.h.sie ist gehbehindert (Rollstuhl), hatte lange Jahre eine Magensonde (konnte aber ihre Angst vor festen Dingen im Mund bewältigen und isst heute!), benötigt noch Windeln, hat,laut Psychologen, den geistigen Stand einer ca. 6jährigen und kann sich in 3-4Wort Sätzen verständigen.
Nun steckt sie seit ca.2Jahren in der Pubertät. Es gab ein paar ganz harte Zeiten wo sie sich in Konfliktsituationen (ich fordere/will etwas von ihr,sie will aber nicht-und das konnte nur baden oder Hände waschen sein) das Kinn blutig schlug und später auch ihr Gegenüber "angriff".
Heute gerate ich mit ihr oft in Situationen,wo sie einfach nicht will. Sie kann sich richtig in etwas rein steigern,schreit,weint und ab und zu schlägt sie. Wenn ich sie zu beruhigen versuche,wird alles nur noch viel schlimmer. Lasse ich sie in Ruhe,kommen wir in der Situation nicht weiter. Versuche ich durch gezieltes Fragen heraus zu finden WARUM sie so weint und partout nicht will,reagiert sie meist aggressiv. (Da vermute ich mal, kommt die Ohnmacht sich nicht ausdrücken zu können zum Tragen)
Wie würdet Ihr Euch in solchen Situationen verhalten??? Ich kann sie ja nicht jedesmal Zuhause bleiben lassen.
Liebe Grüsse!

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  • MyHandicap User
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    Hallo mmary,

    Dein Anliegen habe ich an unseren entsprechenden Fachexperten weitergeleitet. Bitte hab ein wenig Geduld bis zur Antwort 😉

    Fachexperten benötigen für eine kompetente Antwort möglichst viele relevanten Details zum jeweiligen Anliegen. Sollte es weitere Informationen geben, wäre es hilfreich, wenn Du diese in der Zwischenzeit nachreichst. Dabei werden selbstverständlich keinerlei persönlichen Daten benötigt.

    Wenn Dein Anliegen dann geklärt ist, sei bitte so lieb und setze die Bewertung oberhalb des Threads auf 100%. 😀
    So hilfst Du uns, eine bessere Übersicht zu behalten, wo noch Unterstützung benötigt wird.

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an mich oder meine Kollegen oder die Community! Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀
  • Helmut60
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    Hallo mmary,

    als meine schwerbehinderte Tochter "in die Pupertät kam" hatten wir ähnliche Probleme. Sie war damals aber erst 10 J. alt. Weil das für unseren Kinderarzt "sehr früh war", gab es eine Übereisung zur Gyn. Dort wurden umfangreiche Tests gemacht. ( Blutbild, Ultraschall, Röntgen ) Da Sonja nicht sagen oder zeigen kann/tut wenn sie Schmerzen hat, oder ihr was unangehem ist, und sie sowas teils mit Agressivität zu überspielen versucht, bekam sie wegen ihrer Agressivität fürs erste, nachdem andere Gründe ausgeschlossen wurden, etwas gegen Menstruationsbeschwerden. Schwups... war sie wieder "die alte".

    Nachdem sich ihre Regel eingespielt hatte kommt sie meist ohne aus. Wenn sie heute mal Agressiv wird heist das für uns meistens : Eine große Runde durch die Wartezimmer der Ärzte. Vom Gyn bis zum Zahnarzt. Ich weis von Bekannten mit sprechenden schwerstbehinderten Kindern, das sie oft nicht sagen das sie Schmerzen haben...daher würde ich so ein Verhalten immer mit dem Hausarzt.. oder entspr. Fachärzten klären.

    Nachtrag.... zu dem Satz : "Ich kann sie damit doch nicht immer durchkommen lassen"

    Sonja war die ersten Jahre auf einer Schule für Gehörlose, mit sehr gutem Leher Schülerverhältnis. Dann mußte sie auf eine GB-Schule.... mit "sehr anderen Umgangsformen" wechseln. Nach ca. 2 J. machte sie morgens immer mehr Probleme wenn es in die Schule gehen sollte. Ich hielt sie ein paar Tage zuhause, und versuchte es dann wieder. Immer das gleiche, sie wollte nicht. Ließ sich auf den Boden fallen.. hielt sich in Treppenhaus am Geländer fest. Dann dachte ich.. versuchs doch mal anders. Wir schliefen morgens länger, und machten dann einen Ausflug mit dem Rollfiets. Als Sonjas merkte das es Richtung Schule ging wurde sie unruhig, und hielt sich zu guter letzt wild weinend am Tor zum Schulhof fest. Gut dachte ich, machen wir ein paar Tage pause, und versuchen´s dann "hinten rum" in die Schule. 3 Tage Später wieder ein Ausflug zum Hintereingang der Schule, den sie so wohl noch nicht kannte. In der Schule angekommen wurde sie unruhig, wir wurden von den Klassenlehrern freundlichst begrüßt... und dann... zeigten die Lehrer "wie recht Sonja mit ihrem Verhalten hatte". Sonja hatte Angst vor schnellen Bewegungen.. in der Klasse gab es 2 Jungs, die einfach gesagt ständig mit den Händen weiträumig herumfuchtelten. Da setzten dann die Lehrer den einen Jungen an auf eine Couch... Sonja dicht daneben.... den anderen Jungen daneben.... und als Krönung des ganzen setzten sie Sonja das schwächste KInd der Klasse auf den Schoß. Ich war und binn immer noch heilfroh, das ich kein Wort heraus bekam...und wir 10 Minuten später die Klasse wieder verlassen konnten.

    Ich gab das ganze schriftlich zum Schulamt und ließ Sonja zuhause.... es dauert über 1 Jahr bis die Verhältnisse geändert wurden....

    So gesehen sollte man bei "solchen Verhalternsänderungen" immer auch im weiteren Umfeld nach Ursachen suchen.



    😀 Helmut

  • MyHandicap User
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    Hallo mmary
    Helmut hat dir schon einige wichtige Gedankenanstösse gegeben . Bei diesem Grad der Behinderung ist eine Betreuung (nur )vom Elternhaus beinahe unmöglich , Wichtig wäre zu wissen welche Unterstützung eure Tochter erhält und was man sonst noch ins Auge fassen könnte . Ich wohne in der Nähe von Zürich und könnte dir ein paar hilfreiche Adressen vermitteln . Du kannst mir auch PN schreiben .
  • Hallo Helmut

    Lieben Dank für all deine Ideen und Denkanstösse.
    Vieles was du schreibst kommt mir sehr bekannt vor. Und wir sind auch einige dieser Wege gegangen.
    Zur Zeit bin ich sehr stark im Gespräch mit der Lehrerin um gemeinsam mit ihr herauszufinden,ob in der Schule etwas nicht stimmt für meine Tochter.
    Es ist ja nicht so,dass ich nicht nach Ursachen suche,nein,ganz und gar nicht. Ich weiss zur Zeit einfach nicht,wie ich mich in den beschriebenen Situationen verhalten soll. Nur zu gerne würde ich sie jeweils Zuhause behalten,wenn sie so partout nicht in die Schule will und weint...danke für deinen Erfahrungsbericht über die Schule!!!!
    Auf jeden Fall werde ich weiter nach der Ursache suchen.

    Liebe Grüsse
    mmary

  • Helmut60
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    Hallo mmary,

    ich fürchte, das wir Eltern von so behinderten Kinder immer wieder in solche Situationen kommen, und nicht wissen was unser Kind will. Da hilft dann blöder weise nur Geduld... Geduld... und die Hoffung das man den Grund findet bevor es schlimmer wird... 😉

    Beim Stichwort Schule fällt mir gerade der Fahrdienst ein, mit dem sie zur Schule fahren. Auch da kann ein Grund für "nicht in die Schule wollen". Ein neuer Fahrer der für die Formel 1 übt, Sicherungsgurte zu stramm macht... der Nebenman der ärgert... "durch Laute" Angst macht.

    Wenn deine Tochter nur in 3 - 4 Wortsätzen sprechen kann reicht ihr das zur Zeit vielleicht nicht aus um sich auszudrücken. Wir haben früher um die Komnikationsmöglichkeiten zu erweitern mit allen möglichen Hilfsmitteln versucht Sonja Mitteilungsmöglichkeiten zu zeigen. Das ging über Gebärden, Bildkarten, und verschiedene Talker. Die Talker mußten besonders gebaut sein, da sie nicht hören kann was das Gerät sagt wenn sie eine Taste drückt. So haben wir dann... weils sowas nicht zu kaufen gab.. "einen gebastelt", der jeweils ein kleines Video abgespielt hat, auf dem zu sehen war was das Bild/Symbol ausdrückte. Sie erkennt heute zwar Gegenstände und Personen auf Bildern, kann diese aber nicht in Zusammenhang mit ihren Wünschen deuten und auf eines Zeigen dessen Abbildung sie haben möchte.

    So lebt Sonja oft sehr ins sich zurück gezogen, aber explodiert mitunter förmlich vor Freude, wenn man ihr etwas anbietet das sie haben möchte. Sie schreit dann vor Freude so, wie es sich anhört wenn im Film jemand umgebraucht wird. Andererseits lehnt sie aber auch mal Dinge ab obwohl sie sie haben möchte, um einfachgesagt "Kommunikation zu haben"... zu spielen. Biete ich ihr was zu trinken an, und gehe weg wenn sie abgelehnt hat, führt das eher zu Ärger, als wenn ich sie "mit mir spielen lasse", und ihr öfter was anbiete, bis sie es mit breitem grinsen annimmt. Mit solchen Sachen ist sie immer mal wieder anders.,, mal meint sie etwas so.. mal so. Ich kann mir gut vorstellen das wenn jemand nur in kurzen Sätzen reden kann, zu solchen Mitteln greift um mehr zu erreichen, als er es mit Worten kann. Wird das dann nicht verstanden, oder anders gedeutet als gemeint... gehts rund. Da hilft dann nur zu ergründen Versuchen was dahinter steckt, und immer wieder Kommunikationsmöglichkeiten anzubieten.

    😀 Helmut
  • Hallo Helmut

    Ich möchte dir ganz herzlich danken,für deine Erzählungen aus eurem Leben! Sie haben mich bestärkt in meinen Gefühlen und Gedanken und meinen Reaktionen auf Lebenssituationen.

    Ich wünsche deiner Tochter und eurer ganzen Familie alles Gute!

    Liebe Grüsse
    mmary