Muss ich die Hoffnung, mich noch in den Arbeitsmarkt integrieren zu können, aufgeben?

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Liebe Community,

ich habe mich heute hier angemeldet, weil ich nicht weiter weiß.
Ich bin 48 Jahre alt und schaffe es seit genau 17 Jahren nicht mehr, mich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Ich leide seit vielen Jahren unter Bronchialasthma und Depressionen (nehme Antidepressiva).
Nach der Diagnose Epilepsie (idiopathisch, generalisiert) vor fast zwei Jahren beantragte ich einen Schwerbehindertenausweis. Anerkannt wurde ein GdB von 50.
Seitdem werde ich von der Reha-Abteilung des Jobcenters betreut.

Schon in meiner Kindheit waren körperliche Auffälligkeiten in Form von gestörter Feinmotorik, Koordinationsstörungen, Gleichgewichtsstörungen und massiver Langsamkeit gegeben.
Ich war auch immer sehr schusselig und verträumt.
Meine Schulzeit war für mich frustrierend, weil ich aufgrund der genannten Probleme schlechte Leistungen zeigte. Ich leide auch unter Dyskalkulie und - wie sich erst viel später herausstellte - unter einer visuellen Wahrnehmungsverarbeitungsstörung.

Ich erlernte einen kaufmännischen Beruf und hatte in der Ausbildung große Schwierigkeiten wegen meiner zunehmenden Konzentrationsschwäche und meiner Langsamkeit. Man wollte mich nach einem Jahr gerne loswerden. Doch zum Glück konnte ich meine miesen praktischen Leistungen mit guten in der Berufsschule etwas kompensieren, da man dort für die Klassenarbeiten nur auswendig lernen musste.

Nach der Ausbildung arbeitete ich jahrelang als Telefonistin - es war eine stumpfsinnige Tätigkeit, wo man den ganzen Tag nur Telefonnummern aus dem Computer raussuchen musste. Nach fünf Jahren hielt ich diese Monotonie in Verbindung mit den Wechselschichten nicht mehr aus und unterschrieb einen Aufhebungsvertrag, da eine gute Abfindungssumme winkte.

Doch ich habe diesen Schritt bald bitter bereut, denn es zeigte sich, dass ich auf dem Arbeitsmarkt überhaupt keine Chance hatte!

Nach einer Weiterbildung versuchte ich mich wieder in kaufmännischen Jobs, wo ich ständig nach einigen Monaten oder einem Jahr scheiterte.
In einem Job stand ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil ich dort gemobbt wurde. Zu der Zeit hatte ich auch meine ersten epileptischen Anfälle im Schlaf, was ich damals aber nicht zu deuten wusste. Ich wunderte mich immer nur, warum morgens mein Bett so zerwühlt war, ich mir auf die Zunge oder in die Wange gebissen hatte und den ganzen Tag unter Kopfschmerzen litt. Ich schob das einfach auf den Stress.

Ich war zwischendurch immer mal wieder für längere Zeit arbeitslos und suchte mir Putzstellen als Nebenjob. Sogar da war man mehrmals mit mir nicht zufrieden, weil ich nicht genug in der vorgesehenen Zeit schaffte und warf mich nach ein paar Wochen oder Monaten raus.
Das hat meinem Selbstwertgefühl einen richtigen Knacks gegeben!

Es folgten Jobs auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Ich arbeitete im hauswirtschaftlichen Bereich und hatte einen 1-Euro-Job in der Stadtbibliothek. Auch dort konnte ich die erforderlichen Leistungen nicht bringen. Ich war zu langsam und provozierte damit eine Kollegin sogar, mir gegenüber handgreiflich zu werden! Wieder stand ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch und ließ mich bis zum Ende der Maßnahme krankschreiben.

Mit Anfang 40 hielt ich es für eine gute Idee, es in dem Bereich Betreuung älterer Menschen zu versuchen und arbeitete auf dem zweiten Arbeitsmarkt in einem Altenheim. Ich betreute die Bewohner und arbeitete in der Küche. Leider war ich auch da überfordert, wenn es hektisch wurde. Ansonsten machte mir der Umgang mit den älteren Menschen Spaß.

Vor einigen Jahren zwang mich das Jobcenter regelrecht, noch mal einen Job im kaufmännischen Bereich anzunehmen. Ich bemühte mich wirklich, doch es fiel mir schwer, mich in ein völlig fremdes Aufgabengebiet reinzufinden. Dem Chef und den Kollegen fiel auch meine Vergesslichkeit auf und so wurde ich bald zum Gespött. Immer öfter hatte der Chef mir gegenüber auch cholerische Anfälle. Ich hatte zu Hause oft Heulkrämpfe, wollte aber durchhalten. Kurz nach Ende der Probezeit wurde mir gekündigt. Ehrlich gesagt war ich erleichtert!

Seit zwei Jahren bin ich arbeitslos. Vor eineinhalb Jahren suchte ich mir einen Nebenjob, wo ich Büroräume putze. Es ging längere Zeit gut, obwohl der Chef ein Ekel ist. Doch vor ein paar Monaten fing er an, mich zu schikanieren. Plötzlich machte ich nichts mehr gut genug. Ich wurde nur noch gedemütigt, auch in Form von verbaler sexueller Belästigung. Irgendwann wurde mir bewusst, dass er mich vergraulen wollte und natürlich schob ich das auf meine Leistungen!
Ich habe mich Anfang Oktober krankschreiben lassen und warte jetzt auf die Kündigung.

Zwischenzeitlich hat meine Sachbeabeiterin vom Jobcenter natürlich versucht, mir einen Integrationsarbeitsplatz zu vermitteln. Bei einem Job bekam ich nach dem Vorstellungsgespräch eine Absage. Bei dem anderen durfte ich eine Woche als Servicekraft probearbeiten. Es war körperlich sehr anstrengend und ich bemerkte schnell, dass ich es mit den Kollegen schwer haben würde. In der Woche biss ich mir im Schlaf auch wieder nach langer Zeit auf die Zunge. Ich weiß nicht, ob ich epileptische Anfälle hatte, aber für mich war es ein Alarmsignal.
So war ich auch nicht enttäuscht, als ich eine Absage bekam.

Nach diesen ganzen Erlebnissen traue ich mir überhaupt nichts mehr zu!
Ich habe nicht nur einen Schwerbehindertenausweis, sondern ich fühle mich auch regelrecht behindert.
Ich möchte einerseits gerne arbeiten, andererseits habe ich massive Versagensängste!

Könnt ihr mir einen Rat geben?
Wie soll es weitergehen?

Liebe Grüße,
Mailin

Antworten

  • hallo maileen
    ich war als kind verträumt, habe eine massive wahrnehmungsverarbeitungsstörung, dazu noch ständige blackouts, bei denen ich nicht weiß was ich eben gemacht habe, dazu noch keinerlei räumliche und zeitliche orientierung, langzeit- und kurzzeitgedächtnis sind bei mir massiv gestört, und ich bin extrem langsam im denken, in den bewegungen, in den handlungen.
    ich finde das nicht gut, dass dein selbstbewusstsein so angeknackst wurde durch die vielen versuche dich einzugliedern und dir zu helfen.
    ich gebe dir den rat, nach oldenburg / Nds zu ziehen. dort bekam ich beim jobcenter trotz bettelns und bittens keine 1 jobs, um mich einzugliedern. ich bekammkeine vermittlungsvorschläge in 20 jahren arbeitslosigkeit. ich bekam keine praktika vermittelt. ich bekam keine bildungsgutscheine ausgehändigt, denn damit hätte ich ja glänzen können und mich hervortun können. eingliederungsmaßnahmen bekam ich 2 stück zweimal dieselbe vermittelt es ging um praktika aber als regalpfleger eigne ich mich nicht wegen meiner sehr großen langsamkeit. im büro das praktikum ging schief weil ich nicht logisch denken kann, denn das denkvermögen ist bei mir auch eingeschränkt, da ich keinen zugang zu irgendwelchen gefühlswelten habe, ist auch kein antrieb da bei mir und selbständiges arbeiten nicht möglich, vielleicht ist es ja auch bei dir so. ich wurde nicht übernommen. ansonsten passierte 20 jahre lang - nichts. garnichts. keine praktika, in denen ich hätte scheitern können, keine weiterbildung und fortbildung, in denen ich hätte mir selbstbewußtsein und können und persönlichkeitsbildung hätte mir aneignen können, in der rehaabteilung sagte man mir, wir haben nichts, gehen sie bitte in die grundsicherung fürvollerwerbsgeminderte, wir haben nichts, wir tun nichts, das kennen Sie ja schon von uns - was ich dann auch tat.
    in oldenburg/nds. bleibt man unbehelligt, das selbstbewußtsein wird nicht so angeknabbert und untergraben wie bei dir. einfach mal nach oldenburg ziehen - dort wirst du garnicht behelligt von den zuständigen behörden!habe ich auch erlebt, genau so! niemand versucht dich in oldenburg, in irgendeiner weise einzugliedern! niemand belästigt dich! bitten und flehen hilft auch nichts sie tun einfach NICHTS weil sie auch nichts haben! in den Jobcentern!
    einen umzug, dazu rate ich dir also. denn hier hast du die möglichkeit, NICHTS zu tun - so wie ich auch! und musst dich nicht mit versagensängsten und mobbing auseindersetzen, das tut dir schliesslich auch nicht gut,hier wirst du vollkommen in ruhe gelassen und darfst wie ich jetzt seit 25 jahren auch, das faulenzen genießen - jeden tag aufs neue geniesse ich das süsse nichtstun gegen meinen expliziten willen, allerdings. danach fragt eh niemand.......aber: wir haben eine schöne behindertenwerkstatt speziell für seelisch behinderte. das ist für mich auch eine reele möglichkeit der sinnvollen beschäftigung und es ist die einzige, die mir hier gewährt wird. den zuverdienstjobs nach sgb XII, die mich eingliedern könnten, gibt es nicht. hier nicht. wir sind ein hort der glücksseeligen, sage ich immer. die entwicklungen draußen, die interessieren uns nicht.haben wir schließlich schon immer so gemacht.
  • MyHandicap User
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    Hallo Mailin,

    bin 50 Jahre und gehe in eine Rehawerkstatt da ich es nicht mehr auf dem "Normalen Arbeitsmarkt" schaffe.
    Wichtig für mich ist nicht nur Zuhause zu sitzen.

    Gruß

    Gastone
  • was gastone also meint, für dich als lösung oder hilfe, ist in eine behindertenwerkstatt zu gehen. um nicht zuhause zu sitzen.
    dazu ist folgendes bei seelisch behinderten zu sagen.
    dieser vorschlag verstösst gegen höheres recht, die menschenrechtskovention. denn du hast das recht deinen arbeitsplatz frei zu wählen, du darfst, auch und gerade als seelisch behinderte, deinen arbeitsplatz auch außerhalb der behindertenwerkstatt wählen. also schreibe die bundestagsabgeordneten an und fordere sie auf, einen sozialen arbeitsmarkt zu schaffen, so einen 1 euro job für VOLLERWERBSGEMINDERTE bespielsweise, damit du auch außerhalb von behindertenwrekstätten dich beruflich betätigen darfst, dies erfordert sowohl die ethik als auch das geltende recht. erkundige dich, welcher bundestagsabgeordnete in deinem bereich gewählt wurde und schreibe ihn an. gründe eine selbsthilfegruppe und betätige dich oder tritt einer selbsthilfegruppe bei, denn in gemeinschaft hat dein wort ein höheres gewicht. bei seelisch behinderten und nur dort werden die menschenrechte mit füßen getreten, weil seelisch behinderte schwach sind und es mit sich machen lassen müssen.fordere den bundestagsabgeordneten oder die abgeordnete auf, sich dafür einzusetzen, dass seelisch behinderte auch ihren arbeitsplatz, so wie andere behindertengruppen auch, sich ihren arbeitsplatz frei wählen dürfen, andere, entsprechende instrumente hierfür muss der gesetzgeber schaffen.
    außerdem: suche dir mehrere ehrenämter, ich kenne eine seelisch behinderte, die jeden tag zu einem anderen ehrenamt geht und so die benötigte struktur und kontakte erhält. suche eine entsprechende kontaktstelle auf, die dir ein passendes ehrenamt vermittelt. wenn du glück hast, findest du eines mit aufwandsentschädigung. das darfst du dann zur GRUNDSICHERUNG FÜR VOLLERWERBSGEMINDERTE oder auch für vollerwerbsfähige behalten, was du da bekommst. so kommst du aus dem haus, bist abgelenkt, hast eine sinnvolle aufgabe und gratis kontakte sowie wirst gewertschätzt und hoch geachtet und respektiert.auch kommunalpolitiker sind gute ansprechpartner. z,. B. für die Schaffung von Zuverdiensttätigkeiten für VOLLERWERBSGEMINDERTE. aber ggf. auch für die einführung von eingliederungsmaßnahmen aller art.

  • MyHandicap User
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    Parusmajor hat geschrieben:
    was gastone also meint, für dich als lösung oder hilfe, ist in eine behindertenwerkstatt zu gehen. um nicht zuhause zu sitzen.
    dazu ist folgendes bei seelisch behinderten zu sagen.
    dieser vorschlag verstösst gegen höheres recht, die menschenrechtskovention. denn du hast das recht deinen arbeitsplatz frei zu wählen, du darfst, auch und gerade als seelisch behinderte, deinen arbeitsplatz auch außerhalb der behindertenwerkstatt wählen. also schreibe die bundestagsabgeordneten an und fordere sie auf, einen sozialen arbeitsmarkt zu schaffen, so einen 1 euro job für VOLLERWERBSGEMINDERTE bespielsweise, damit du auch außerhalb von behindertenwrekstätten dich beruflich betätigen darfst, dies erfordert sowohl die ethik als auch das geltende recht. erkundige dich, welcher bundestagsabgeordnete in deinem bereich gewählt wurde und schreibe ihn an. gründe eine selbsthilfegruppe und betätige dich oder tritt einer selbsthilfegruppe bei, denn in gemeinschaft hat dein wort ein höheres gewicht. bei seelisch behinderten und nur dort werden die menschenrechte mit füßen getreten, weil seelisch behinderte schwach sind und es mit sich machen lassen müssen.fordere den bundestagsabgeordneten oder die abgeordnete auf, sich dafür einzusetzen, dass seelisch behinderte auch ihren arbeitsplatz, so wie andere behindertengruppen auch, sich ihren arbeitsplatz frei wählen dürfen, andere, entsprechende instrumente hierfür muss der gesetzgeber schaffen.
    außerdem: suche dir mehrere ehrenämter, ich kenne eine seelisch behinderte, die jeden tag zu einem anderen ehrenamt geht und so die benötigte struktur und kontakte erhält. suche eine entsprechende kontaktstelle auf, die dir ein passendes ehrenamt vermittelt. wenn du glück hast, findest du eines mit aufwandsentschädigung. das darfst du dann zur GRUNDSICHERUNG FÜR VOLLERWERBSGEMINDERTE oder auch für vollerwerbsfähige behalten, was du da bekommst. so kommst du aus dem haus, bist abgelenkt, hast eine sinnvolle aufgabe und gratis kontakte sowie wirst gewertschätzt und hoch geachtet und respektiert.auch kommunalpolitiker sind gute ansprechpartner. z,. B. für die Schaffung von Zuverdiensttätigkeiten für VOLLERWERBSGEMINDERTE. aber ggf. auch für die einführung von eingliederungsmaßnahmen aller art.



    Hallo Parusmajor,

    ich habe einige Jahre meines Lebens gegen Windmühlen gekämpft.

    Selbst wenn mir einiges zusteht aber die Bürokratie die "Arbeitsagentur" dann die "Rentenversicherung" und die Wirtschaft nur "große Knüppel" in die Füße werfen das ich immer Kränker werde bringt mir mein Grundrecht auf die "Menschenrechtskonvension" gar nichts. Nachdem sich die Krankenkasse und die Rentenversicherung über 1 Jahr geprügelt hatten bekam ich rückwirkend meine Rente.

    Ich bekomme EU Rente und gehe in eine Werkstatt, habe nun keine Angst mehr von der Arbeitsagentur schikaniert zu werden. Die waren mitschuld das ich in eine Klininik wegen einer Depression mußte. Mein Geld kommt pünktlich und die Fahrkarte bekomme ich auch bezahlt und das Mittagessen wird auch bezahlt.

    Dem Bundestagsabgeordneten möchte ich bestimmt nicht um hilfe bitten.

    Auch gehe ich in eine Selbsthilfegruppe und habe Freunde und Familie die mich so respektiert wie ich bin. Nun geht es mir gut, ich komme auch mal zur Ruhe.

    Wünsche einen schönen Tag

    Gastone

    😃
  • Mir ging es vom Prinzip her genau so.
    Ich habe seit dem 4. Lebensjahr Diabetes und seit dem 16. Lebensjahr (wohl basierend aus dem Diabetes) Epilepsie.
    In der Schule ging es noch, aber da ich immer mit dem Essen aufpassen und von Mitschülern gemobbt wurde, war ich immer am Rand der Schüler und die Erkrankungen haben sich stark im Jugendalter auf die Leistungsfähigkeit ausgewirkt.
    Habe dann durch das Arbeitsamt vermittelt eine Ausbildung schulischer Art zur Medizinischen Dokumentationsassistentin gemacht und in meiner Umgebung noch 2 Jahre in dem Beruf gearbeitet. Dann habe ich auf dem Ländlichen Bereich aber keine Stelle mehr in diesem Beruf gefunden. Ich hätte gerne Diätassistentin gemacht, aber da ich selber übergewichtig bin auf Grund einer Schilddrüsenunterfunktion, hieß es immer: Dir glaubt man diese Sachen ja eh nicht.
    Und eine Umschulung zur Bürokauffrau habe ich nicht bekommen, da das Arbeitsamt meinte, ich sei dafür zu hoch qualifiziert. Durch Diabetes und Epilepsie und die daraus folgenden Medikamente und körperlichen Einschränkungen habe ich keine Stellen mehr gefunden. Darauf hin habe ich mir gesagt: Da mein Mann auch verdient und ich sonst kein Geld bekommen würde vom Amt, melde ich Erwerbsminderungsrente an und gehe, sofern es mir möglich ist, noch auf 450€ arbeiten und mache viel auf Vereinsbasis oder in der Kirche.
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