Internet Barrierefrei?

Das sind _sehr_ viele Aspekte, denn es es gibt _sehr_ viele mögliche Barrieren.
Das augenscheinlichste ist eine Sehbehinderung. Hier gibt es zwei wichtige Dinge:

1. Das Layout muß so gestaltet sein, daß die Schrift mit Mausrad drehen und Strg-Taste größer / kleiner wird. (Da haben viele Designer was dagegen, weil es ihr hübsches Pixelraster verwirft. Da müssen wir dann mühsam Überzeugungsarbeit leisten). Dann natürlich Kontraste, Schriftarten, Abstände, etc.
2. Muß die Seite durch ein vorlese-Programm zu parsen sein. Das bedeutet, die Seite muß syntaktisch OK sein (idealerweise valider XHTML-code) und sollte semantisch in Ordnung sein (also Überschriften als Überschriften und nicht einfach fetter Text). Ebenso sollten Menüs als Listen angelegt sein und nicht einfach Links untereinander.
Auch keine Tabellen zum layouten verwenden.

Ein guter Test ist, sich die Seite mal in einem reinen Textbrowser (Lynx) anzusehen. Dann sollte die Struktur erkennbar sein und, die Inhalte in einer logischen Reihenfolge und die Menüs strukturiert. So finden auch Vorleseprogramme den Inhalt vor.

Weitere typische Barrieren sind Formulare, bei denen die Labels nicht in semantischem Zusammenhang mit dem Eingabefeld stehen. Dann kann ein Assistent die Eingabefelder nicht korrekt benennen.

Bei motorischen Störungen ist es wichtig, daß alle Links auch durch die Tastatur (Tab-Taste) erreichbar und aktivierbar sind.

Alle relevanten Inhalte müssen lesbar sein (daher sind Menüs mit Bildern statt Texten tabu, Bilder sollten eine Beschreibung haben, Inhalte müssen statisch vorhanden sein und sollen nicht durch Browserscripte generiert werden).

Eine große Hürde ist javascript. Damit können Assistenten nichts anfangen und bei Personen, die auf eine vereinfachte Darstellung angewiesen sind, auch deaktiviert.
Also sollten alle maßgeblichen Funktionen ohne Javascript funktionieren.
Hier auf MyHandicap gibt es ein paar Kleinigkeiten, die nur mit Javascript gehen, aber nicht maßgeblich für die Funktion sind. Manche Funktionen sind zweigleisig, also mit JS einfach ein bißchen hübscher, gehen aber auch ohne.

Dann auch die einfache Sprache.

Das ist nur ein kleiner Teil der Maßnahmen, die man ergreifen sollte.
Die Empfehlungen des W3C gehen in Details noch sehr viel weiter. Aber manche Punkte sind umstritten und ich frage ich mich, welchen Sinn die haben.
MyHandicap bekommt z.B. Punktabzug, weil Videos keine Untertitel haben. Wenn die Videos draußen sind, wird die gesamte Website besser bewertet. Das ist natürlich Bullshit. Ist doch besser, ein Video ohne Untertitel für 90% der User als Zusatz-Info zur Verfügung zu stellen, als niemandem.

Es gibt auch keine echte "Barrierefreiheit" im Web sondern nur relative "Barrierearmut".
Ein weiterer Vorteil von barrierearmen Seiten ist übrigens, daß Suchmaschinen damit auch viel besser klar kommen.

Sorry wg. mancher Fachbegriffe, bitte bei Interesse einfach Wikipedia und/oder google bemühen.

Grüße,
datamints Support