In den Job mit Adhs und Asperger

Ich war gut beschäftigt mit meiner Reha (Ausbildung informatik- der Rehaanteil war ein schlechter Witz), die schließlich in die Binsen gegangen ist. Nicht wegen der Lernihalte, mit denen ich noch gut zurecht gekommen bin, sondern mit den Menschen mit denen ich nicht klar komme. Neben dem ADHS habe ich eine starke Sozialphobie.

Ich komme nicht gut mit anderen Menschen aus. Will sagen, ich bin sehr diplomatisch, freundlich und die meisten Leute nehmen bei mir an, dass ich ein sehr sozialer Mensch bin, aber das stimmt nicht. Ich kann Gefühle anderer Leute nicht von mir abgrenzen und nachdem ich etwa 15 Jahre den Versuch gemacht habe, kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass das auch nicht besser wird. In einem gewissen Rahmen komme ich mit Menschen klar, nämlich dann, wenn ich mich zurück ziehen kann und meine Ruhe habe. (immer wieder zwischendurch)

Das ist einer der Gründe, warum ich noch keine abgeschlossene Ausbildung habe und überhaupt in die Reha gehen musste. Versprochen worden sind mir Experten für die ADHS Thematik: Wie sich herausstellte, waren die aber schon längst nicht mehr da, als ich mit der Reha angefangen habe und die Leute die da waren, haben keine Erfahrungen mit Adhs oder ähnlichen Problem gehabt. Überhaupt entsprach vieles was auf den Infoveranstaltungen angekündigt wurde nicht der Realität und es herrschte oftmals ein heilloses Chaos, was ja gerade im Zusammenhang mit ADHS Noch schlimmere Folgen hat.

Als der Klassenraum gewechselt wurde und wir danach einen sehr viel unaufgeräumteren Raum bekamen, sowie völlig chaotische Lehrer, konnte ich nicht mehr. Die Aussenreize waren zu stark und ich war nicht in der Lage mich zu konzentrieren.

Dieses Problem hatte ich schon oft in meinem Leben. Während ich alleine zu sehr hohen Leistungen fähig bin, so bin ich umso Leistungsschwächer je mehr Menschen um mich herum sind. Aus diesem Grunde habe ich auch so meine Schwierigkeiten mit Selbsthilfegruppen (zu viele Menschen, zu viele Emotionen, zu wenig Raum)

Zusammengefasst bin ich also äußerst introvertiert und ohne jede Ausbildung, aber durchaus sehr versiert in unterschiedlichen Themenbereichen. Ich suche einen Job für mich, bei dem ich mit meinen Einschränkungen einen Chance habe. Also einen Arbeitgeber der mit Behinderungen umgehen kann und bin selbst im Raum Hamburg ansässig. Ich weiß nicht weiter wo und wen ich fragen kann. Vitamin B fehlt mir und seit der gescheiterten Reha ziehe ich mich immer weiter zurück.

Alleine habe ich mich immer mal wieder an die Themen aus der Reha gesetzt und festgestellt, dass ich da eigentlich keine großen Schwierigkeiten habe, ausser das mir die Motivation fehlt. Als Hilfreich nehme ich Leute wahr, die mir ein konkretes Ziel bei Arbeitsaufträgen setzen, aber mich danach nicht gängeln oder überwachen (sondern mich machen lassen)

Gerne würde ich eine Tätigkeit ausüben, bei der ich eigenverantwortlich arbeiten kann und nicht großartig mit Kollegen zu tun habe. Vor kurzem habe ich es bei einer kleinen Spielefirma im Ehrenamt versucht, aber das war leider auch ein total unorganisierter Haufen, der sich über "chat" abgesprochen hat (eine solche Organisation geht für mich schlicht und einfach nicht)

In einem Praktikum das ich als positiv erlebt habe hat der Chef nach einem Gespräch sehr darauf geachtet, das alles was mich betrifft über eine einzige Person läuft und dann direkt zu mir geht (bzw ich auch genau einen Ansprechpartner habe) das war für mich eine sehr positive Erfahrung und ich habe mich selbst gewundern, wie viel ich mit der Ausgangslage plötzlich geschafft habe.

Ich möchte nicht länger arbeitslos bleiben, da mich das auch sehr stark in die Depression treibt. Vielleicht hat hier ja jemand positive Erfahrungen mit Arbeitgebern gemacht, die teilenswert sind. Ich würde mich freuen davon zu lesen und über jeden konkreten Vorschlag sowieso.

(Jemand aus einem Adhs Forum hat mir dieses hier empfohlen, daher habe ich meinen alten Beitrag zum größten Teil kopiert und nur ein wenig angepasst, da die Fragestellung die selbe bleibt)

Antworten

  • Deine Beschreibung trifft auf das zu was man im Allgemeinen als Nerd bezeichnet , Aber es sind ja auch Ansätze da aus der Schwäche eine Stärke zu Machen. Computer und Informatik ist vermutlich genau dein Ding . Nun müsstest du einfach die Stelle finden wo möglichst wenig Kommunikation nötig ist, oder wäre Buchhaltung etwas ?
  • Hallo Grasgrübler,
    gib doch mal bei google "auticon Hamburg" ein.
    Die stellen IT-Leute ein bzw. vermitteln sie.
    UND sie sind auf Autisten (Asperger) spezialisiert!
    Es gibt verschiedene Städte, wo sie niedergelassen sind, unter anderem in Hamburg.
  • Ich denke zwei Dinge muss ich dazu noch Klarstellen: Zum einen ist meine psychische Einschränkung so groß, dass ich dafür einen Schwerbehindertenausweis beantragen könnte. Ob das sinnvoll wäre, das steht noch aus, aber in den letzten Jahren bin ich immer wieder auf die gleichen Barrieren gestoßen. Gewisse Dinge lassen sich da nicht austherapieren oder wegdiskutieren und werden für mich immer schwierig bleiben oder gar unmöglich sein.

    Zum anderen, und da wären wir beim Vorschlag Auticon und auch den anderen Tipps die bis jetzt kamen: Dafür bin ich sehr dankbar, muss das aber eingrenzen.

    Auticon sucht hochleistungsautisten, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Die suchen wirklich Leute die "ziemlich genial" sein müssen um dort eine Chance zu haben. Ich bin zwar nicht auf den Kopf gefallen, aber die Voraussetzungen von Auticon kann ich nicht erfüllen.

    Nach einigem rumtelefonieren, was mir sehr schwer fällt habe ich herausgefunden das man beispielsweise in einer IT-Ausbildung auf die schulischen Anteil verzichten kann (unter bestimmten Voraussetzungen) Das wäre unabdingbar, wenn ich tatsächlich noch einmal eine Ausbildung abschließen möchte, da ich mit Klassensituationen nicht klar komme.

    Firmen, gerade in der IT gibt es tatsächlich, bei denen man Glück haben könnte. Vorausgesetzt die abgeschlossene Ausbildung ist in der Tasche, andernfalls muss man schon ein sehr gutes programm im alleingang fertig entwickelt haben, um in Frage zu kommen.

    Gerade im Hyperfocus bin ich zwar sehr leistungsstark, aber ich kann mir meinen Aufgabenbereich nicht selbst organisieren ohne konkrete Arbeitsaufträge. Es hängt also ein bisschen daran, ob sich irgendwie ein Fernlehrgang organisieren lässt, oder nicht.

    Jetzt versuche ich mir die nötige Unterstützung zu sichern um im Rehagespräch einige dieser Punkte ansprechen zu können: Auch das ist nicht so einfach, da ich schon mehrmal die Situation erlebt habe, das man nicht einem, sondern gleich mehreren Gesprächstpartnern gegenüber sitzt (was für mich einfach Mal fatal ist) 😳
  • Die Suche geht natürlich weiter, aber ich tendiere richtung Schwerbehindertenausweis. Denn arbeit finde ich ja ohne jetzt auch nicht. Ich habe mir allerdings mehrere ehrenamtliche Tätigkeiten gesucht, um etwas zu tun zu haben. Nur davon Leben kann ich natürlich nicht.

    Gruß
    Grasgrübler
  • ich arbeite viel ehrenamtlich, mit denselben einschränkungen , die du auch hast, ich habe sogar noch viele funktionelle seelische einschränkungen dazu, was für mich selbst ehrenamtliche tätigkeiten soooo schwierig macht. ich teile mir mein geld gut ein, ich beziehe grundsicherung für vollerwerbsgeminderte, sgb xii. beispielsweise verzichte ich auf mittagessen und esse nur belegte brote. kleidung trage ich über viele jahre auf und kaufe mir nichts. friseur gibts beim obdachlosentreff umsonst....frühstück umsonst bei den obdachlosen. etc.auch gibt es in der großstadt suppenküchen abends. so kriege ich auch eine warme mahlzeit am tag und freue mich sehr darüber. computer besitze ich nicht, führerschein auch nicht. kino theater etc. macht mir sowieso keinen spass. an freizeitgruppen beteilige ich mich wegen der kosten auch grundsätzlich nicht. hobbies kosten geld, deshalb verzichte ich auf die ausübung von hobbys. mir hat ein umzug in eine große stadt mit vielen obdachlosen sehr geholfen , weil ich hier bei den ehrenamtlichen tätigkeiten nicht so sehr ausgegrenzt werde bei der auswahl dieser ehrenamtlichen tätigkeiten und weil ich hier die selbstbestimmung bei der auswahl habe. zur zeit habe ich 6 ehrenamtliche stellen,aber ich habe mir nur die allereinfachsten rausgesucht. so wachdienst, das mache ich am liebsten. finanziell geht es jetzt mit der nutzung der obdachlosenhilfen. also ich würde nie wieder in die provinz zurückwollen.
    sonst gibt es außer behindertenwerkstatt - produktionshelferbereich - leider keine lösung für dich. du bist doch jetzt schon auf dem richtigen weg. vielleicht kannst du direkt in den arbeitsbereich einsteigen, wenn du unbedingt geld verdienen musst.. den berufsbildungsbereich solltest du dir sparen. sowas brauchst du nicht, dafür bist du schon viel zu weit. aber das gibt nur mal grad nen hunderter für dich in der produktion, und das bei vollzeit Arbeit!
  • Hallo Grasgrübler,
    ich verstehe Deine Problematik aus verschiedenen Gründen sehr gut. Sowohl beruflich als auch privat und mit meinem ADHS-Kopf lebt es sich auch nicht immer ganz einfach. Jetzt am Wochenende habe ich eine Weiterbildung in DE "ADHS und Trauma" gemacht und dabei jemanden aus Hamburg kennengelernt, die in einem Kompetenzwerk Autismus & ADHS arbeitet, auch als Arbeitscoach für Autisten, aber auch eine Selbsthilfegruppe für ADHS und Autismus-Betroffene leitet. Sie selbst ist auch ADHS und high function Autismus betroffen .
    Ich habe einen Flyer vom Kompetenzwerk, leider nicht vom Arbeitscoaching (die machen wohl so Trainings) - die webside ist www.turtlesteps.de. Nehme mal an er kommt darin, hab selbst noch nicht hinein geschaut.
    Da Du aus Hamburg kommst, könnte das doch eine Anlaufstelle für Dich sein?
    Melde Dich gerne, wenn Du eine Frage hast.
    Gruss Tündi
  • Danke für die Tipps.
    Ohne Computer könnte ich nicht leben. Ich ertrage die Menschen und das gesellschaftliche Klima nicht besonders und es hilft mir abzuschalten, wenn ich gerade keinen Wald oder Friedhof in der Nähe habe. So ähnlich steht es auch mit Hobbys die mir sehr wichtig sind und ich bin froh das er Großteil der Dinge die ich tue nicht viel kosten.

    Ein guter Coach könnte vielleicht helfen. Einen Versuch ist es wert.
    Passende Therapeuten zu finden ist äußerst schwierig und braucht viel Zeit. (ich bin auf einigen Wartelisten) In der Zwischenzeit könnte aber eine gute Gruppe oder ein guter Coach evtl helfen zumindest ein paar Schwierigkeiten zu umschiffen. Ob ich mir das letztendlich überhaupt leisten kann, steht aber auf einem ganz anderem Blatt.


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