Handicap als Fetisch...

Ich wette mindestens jedem Dritten hier ist sowas auch schon zu Ohren gekommen! Bei mir war es mal vor ein paar Jahren zu SIlvester. Groß angelegte Feier, viele Freundeskreise plus Anhang versammelt und irgendwann kommt einer zu mir und erklärt mir, dass er total auf mich und mein Handicap steht und da schon immer Fantasien zu hatte... Wie geht ihr mit sowas um??

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  • Tatabe hat geschrieben:
    Ich wette mindestens jedem Dritten hier ist sowas auch schon zu Ohren gekommen! Bei mir war es mal vor ein paar Jahren zu SIlvester. Groß angelegte Feier, viele Freundeskreise plus Anhang versammelt und irgendwann kommt einer zu mir und erklärt mir, dass er total auf mich und mein Handicap steht und da schon immer Fantasien zu hatte... Wie geht ihr mit sowas um??


    Ich lächle und rolle weiter. 😃
  • @Tatabe,
    versuch dich im Forum von Handicap-Love, da wird das rege diskutiert!
    Rudi
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  • Mich interessieren eher Leute die man auf Augenhöhe trifft. Die Objektifizierung ist nicht so meins. Da Fetisch fast stets eben eine Verschiebung und Asymmetrie in der Subjekt-Objektbeziehung erfordert, in unterschiedlichem Ausmass früher oder später ist es dann soweit, dass diese Leute das einfordern wollen oder müssen, da lohnt sich es aus meiner Erfahrung für beide Seiten nicht: die interessiert es dann nicht mehr, wenn sie mich wirklich kennen, und dies respektieren, und mich interessiert diese Art Dynamik auch nicht.

    Aber es lohnt sich, solchen Themen selbst auf den Grund zu gehen. Mit einem sehr erkennbaren Handicap häufen sich solche Begegnungen auf schicksalshafte Weise: Personen mit Amtelotatismus sehen einen und springen drauf an, in variabler Weise, je nach eigenem Reflektionsgrad, Respekt, und der eigenen Art. Es ist jedenfalls ein kommunikatives Problem, das man vielleicht kennen sollte, wenn nicht sogar etwas erforschen. Ich hatte mit mehreren Vertretern der Amelo-Ausprägung nach eine Weile des Kennenlernens recht ehrliche Gespräche. Und stets kam dort zum Ausdruck, dass sie das, was sie mit mir vorhatten, ober über mein Handicap dachten, niemals für sich selbst akzeptieren würden. Es brauchte aber schon ein bisschen, bis der Dialog dann so weit gediehen war dass man auch über das mal etwas eingehender reden konnte. Das fällt einem nicht so zu. Es braucht auch einen hohen Grad an Reflektion, Respekt, und Ehrlichkeit. Das ist aber eher die Ausnahme: am häufigsten läuft man in Amelos oder Amelinen, die ihre Sicht der Dinge, wie ich die Welt sehen soll, als Imperativ vor mich hinstellen, in anderen Worten, hätte ich ihre Lesart der Realität widerspruchslos zu schlucken. Nach dieser Lesart sind z.B. Amelos ein Geschenk für Amputierte, die sonst keine/r will. Wenn man sich ihnen nicht an den Hals wirft, sei man frustriert oder nicht "über die Behinderung weg". Ihre Neigung sei "harmlos", dass das nur so ein bisschen sei wie wenn andere Leute eine bestimmte Haarfarbe bevorzugen. Man erfährt von verschiedenen Amelos / Amelinen, wenn man sich hinsitzt und das mal nachfragt, derart ähnliche Vorstellungen, dass sich die Frage aufdrängt, ob diese Stereotypien nicht auch sehr langweilig sind, eine inhärente Nebenwirkung von Fetisch oder Stereotypie eben. Dreht man den Spiess versuchshalber um, also, schläght man ihnen auch mal locker so im imperativen Sitl vor, wie die Welt anzusehen sei, und es lohnt sich jedenfalls, das genauso von sich überzeugt und entspannt zu tun, explodiert die Sache, da auch diese vielleicht etwas weniger reflektierten und respektvollen Amelos das, was sie mit einem anstellen wolllen, nicht mit sich selbst angestellt kriegen wollen. Das ist es am Ende dann eben so oft: Fehlen der Augenhöhe, Fehlen von eigentlichem Respekt, festgeschraubt an der Gesamtsituation. Und unglaublich langweilig, da Introspektion und Reflektion ja Voraussetzung zu einem einigermassen erfolgreichen Aushandeln derartiger Spannungsfelder sind. Es gibt damit also relativ viele Leute, die ihre eigenen Ideen nicht so genau kennen, oder nicht ehrlich sind, oder die jemanden mit Behinderung nicht so respektieren. Weniger reflektierte und unehrliche, in ihren Rewind-Play-Fantasien durchaus stereotyp langweilige Leute finde ich jetzt nicht ganz so interessant, gut, auch da sind alle etwas anders, wem sowas liegt, keine Frage, rein mit. Eine Behinderung ist ebgen von der Sache her gar nicht dasselbe wie eine Haarfarbe, und wenn man die bekanntschaftliche Beziehung nicht gerade abgebrochen hat, dann kommen durchaus auch mal die Momente, wo sie sich dann auch über das Handicap fies lustig machen, wo sie einen anschreien, wo sie ihr wahres Ich etwas entspannter zeigen und man fühlt, wie man auf der Ebene des Handicap in der Objektrolle ausgenutzt wird. Das muss man vielleicht ein paar mal ausprobiert haben, bis man weiss, wo da vielleicht das Problem ist, bis man auch weiss, wie es sich wirklich anfühlt, oder dann findet man es vielleicht gut, dann ist die Welt ja auch in Ordnung. Es ist schon was besonderes, was die mit sich rum tragen und ob man das selber in einer Bekanntschaft oder gar Freundschaft oder am Ende in einer Beziehung wirklich will, muss man selber wissen.

    Aber wenn ich das bei jemandem mitkriege, dann forciere ich inzwischen gemeinsame Unternehmungen eher nicht so.
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