Fahrradfahren trotz Gehbehinderung

Hallo,

ich würde gerne Fahrrad fahren, allerdings habe ich eine spastische Diplegie in den Beinen. Es gibt viele "Therapieräder", nur mein Wünsch wäre es ein möglichst "normales" Rad zu fahren. Habt ihr da eventuell Erfahrungen oder Tipps für mich?

Vielen Dank!
Gruß,
ToadPilz

Anmerkung der Redaktion

Aufgrund der thematischen Relevanz zu dieser Frage möchten wir auf unseren Artikel hinweisen:

Radfahren: Auch mit Handicap kein Problem

«1

Antworten

  • Hallo ToadPilz

    Das Problem bei fast allen Spastikern ist das Halten des Gleichgewichts. Für den betroffenen Personenkreis kommt dann als Fortbewegungsmittel meist nur das Dreirad in Frage. Bei den sogenannten "Therapierädern" gibt es wie im richtigen Radsport auch sehr große Unterschiede im Eigengewicht und Ausstattung der Räder. Es bleibt Dir nichts anderes übrig als Dich ausführlich zu informieren

    LG Nobby
  • Wenn das Zeil ist, ein normales Fahrrad zu fahren, würde ich an Stützräder denken: http://preiswerte-fahrradteile.de/Dreirad-Erwachsene/Stuetzraeder-Fahrrad
    Die kann man, wenn man das Radeln drauf hat, auch wieder abbauen und zum Üben mit etwas Spiel nach oben stellen.
    Aber Achtung, das ist schon eine wackelige Angelegenheit und bietet keinen 100% Schutz gegen umkippen, wie auch meines Kids bei ihren ersten Raderlebnissen feststellen mussten. Gerade auf seitlich abfallenden Wegen, bei Rinnen oder wenn man vom Borstein fährt, kann das heikel werden.

    Therapie-3-Räder sind in der Regel Blei schwer und sperrig. Um damit eine Fahrradtour und mit dem Zug wieder zurück zu fahren m.E. völlig ungeeignet oder man muss schon ganz genau planen. Wenn der Fahrstuhl im geplnaten Bahnhof kaputt ist, muss man ein 30 kg Gerät, das man zudem kaum anpacken kann, die Treppe hoch wuchten. Und jeder Hügel gibt Tours de France Feeling am Col de la Madeleine.

    Das in dem o.g. Link gezeigte Modell hat Dämpfer, die einen gewissen Ausgleich geben, wenn die Straße uneben ist und die eigene Ballance fördern. Getestet habe ich das nicht.

    Übrigens ist ein E-Bike eine interessante Variante, weil es die Möglichkeit eröffnet, das Fahrrad für Strecken zu nutzen, für die man sonst das Auto nehmen würde. Wenn man Zeit hat, oder es nicht so steil ist, schalete man den Motor einfach aus.


  • Hallo zusammen,

    ich fahre ein E-Bike, weil ich beim "normalen" Rad mit dem Rundtreten nicht mehr zurecht kam. Bei Wind beispielsweise oder wenn's etwas bergauf ging, kam ich kaum von der Stelle (Kraftlosigkeit in den Beinen). Die Spastik ist ein geringeres Problem, da der elektronische Antrieb beim Treten sehr erleichternd ist. Ich muss halt "nur" aufpassen, das Gleichgewicht zu halten und das die Füße nicht von den Pedalen abrutschen.

    Klar, die Sache ist nicht ganz einfach, aber was ist schon ungefährlich? Auch mit dem Rolli bin ich schon mal umgekippt und hab einen filmreifen Stunt hingelegt.

    Die Leute wundern sich immer, dass ich zwar noch Radfahren aber keine 5 Schritte mehr alleine gehen kann. Ich sage dann immer: "Ich bin gehbehindert, nicht fahrbehindert." Außerdem sitze ich ja auf dem Sattel. Das Auf- und Absteigen ist zwar etwas schwierig, aber ich kann mich ja dabei (am Rad) festhalten.

    Mit einem Dreirad komme ich nicht klar; es sei denn, es hätte einen Antrieb. Auch ein Liegendfahrrad käme für mich nicht in Frage; ich käme da alleine weder rein noch raus.

    Grundsätzlich bin ich der Ansicht, jeder soll es so machen, wie er/sie am besten klarkommt. Die Leute quatschen sowieso immer... außerdem brauche ich mich vor niemandem zu rechtfertigen.

    freundliche Grüße
    von mir

  • Vielen Dank für eure Antworten!
    die Idee mit dem E-Bike ist eigentlich sehr gut, nur sind die ziemlich teuer.. 🙁 zumal ich nicht weiß, ob ich es wirklich lernen kann ohne Stützräder zu fahren.
    Wie sind denn die Reaktionen so, wenn jemand mit Stützrädern unterwegs ist? Ich muss gestehen, dass die Teile an meinem (hier wohl auch falsch vorhandenen) Ego etwas kratzen und ich mich mit dem Gedanken noch arg anfreunden müsste. Alternativ überlege ich gerade, ob es möglich ist mit nur einem Bein zu fahren, denn eines ist noch relativ gesund bei mir.
    Gruß!
  • Hallo ToadPilz,


    ToadPilz hat geschrieben:
    Vielen Dank für eure Antworten!
    die Idee mit dem E-Bike ist eigentlich sehr gut, nur sind die ziemlich teuer.. 🙁 zumal ich nicht weiß, ob ich es wirklich lernen kann ohne Stützräder zu fahren.
    Wie sind denn die Reaktionen so, wenn jemand mit Stützrädern unterwegs ist? Ich muss gestehen, dass die Teile an meinem (hier wohl auch falsch vorhandenen) Ego etwas kratzen und ich mich mit dem Gedanken noch arg anfreunden müsste. Alternativ überlege ich gerade, ob es möglich ist mit nur einem Bein zu fahren, denn eines ist noch relativ gesund bei mir.
    Gruß!


    Naja, FREIHEIT - und ein Fahrrad bedeutet für enen menschen mit (Geh)Behinderungnun mal Freiheit - kostet leider Geld ...

    Ich habe eine schwere Gehbehinderung und könnte mit einem zweirädrigen Fahrrad aufgrund meiner Ataxie auch nicht fahren.
    Ich würde häufiger am Boden liegen als im Sattel sitzen.

    ... und ein Fahrrad mit Stützrädern wollte ich auch nicht, weil ich mir da zemlich blöd vorgekommen wäre ...

    Dann aber entdeckte ich dieses Bike (http://www.hpvelotechnik.com/produkte/scorpionfx/index_d.html) 😃

    Optional bekommt man es auch mit Hilfsmotor.

    Billig ist die Sache allerdings nicht.
    Aber die Freiheit war es mir wert meine Ersparnisse dafür zusammen zu kratzen.

    Wenn Du Glück hast, vielleicht findest Du ein gebrauchtes Rad bei ebay.

    LG
    Tom
  • @ ToadPilz

    wenn ein Bein noch ausreichend funktioniert, dass du dich damit abstützen kannst, ist ein normales Fahrrad ausreichend. Ob mit oder ohne E-Unterstützung. Du kannst dir auch ein E-Bike mieten und das dann testen. Die Gefahr ist nur, dass du so begeistert bist, dass du dir dann ein E-Bike kaufst.

    Wenn du Fahrrad-Vorerfahrung hast, ist das sowieso kein Problem. Ich habe tests mit Beinamputierten (ohne Prothese) gemacht, die über 20 Jahre nicht mehr auf einem Rad saßen. Es dauert nur 30-40 Sekunden und sie fuhren los. Das größte Problem ist, sich aufs Rad zu trauen. Wer das gemacht hat, ist nicht mehr abgestiegen.

    Wenn dein eines Bein so beweglich ist, dass es mitlaufen kann, und das andere dir ermöglicht, dich abzustützen, würde ich dir ein normales Rad (e-Bike) empfehlen.

    Ich habe meine ersten Radelerfahrunge als Einbeiner nach der Amputation ohne Prothese gemacht. Mit einer Feder, die das Pedal zurückzieht. Eine Brückenauffahrt war da schon einer Herausforderung. Dann ging es Schritt für Schritt mit Prothese. Dann kam die Idee: Alpentour. Natürlich nicht über die Straße, sondern Karran- und Schotterwege. Dazu kam dann ein Motor (Boosty.ch) dran und es ging in die Alpen von Samnaun über Ischgl, Galtür ins Montafon. Die erste Erkundungstour noch mit Seilbahn. Aber das macht süchtig. Dann ohne Seilbahn über den Schrofenpass, Arlbergpass, Heilbronner Hütte.. Das nächste Jahr dann dann ohne Boosty nur mit Muskelkraft über den Fimberpass.

    Egal wie scheiße es aussieht, was du anfängst. Ob du mit Stützrädern Fahrrad fährst oder auf dem Hintern ins Schwimmbad rutschst und wie ein Seeelefant wieder aus dem Wasser robbst, du bist allen anderen damit in einem Voraus: Du machst es, sie nicht. Und das kann dir keiner nehmen. Es ist dein Leben. Nicht das der anderen. Lebe es, du bekommst kein Zweites!




  • Thom hat geschrieben:

    Ich habe eine schwere Gehbehinderung und könnte mit einem zweirädrigen Fahrrad aufgrund meiner Ataxie auch nicht fahren.
    Ich würde häufiger am Boden liegen als im Sattel sitzen.

    ... und ein Fahrrad mit Stützrädern wollte ich auch nicht, weil ich mir da zemlich blöd vorgekommen wäre ...

    Dann aber entdeckte ich dieses Bike (http://www.hpvelotechnik.com/produkte/scorpionfx/index_d.html) 😃

    Optional bekommt man es auch mit Hilfsmotor.



    die räder sehen natürlich auch ziemlich cool aus! Hast du dabei durch die Ataxie keine Probleme gleichmäßig in die Pedale zu treten? Und... wie lenkt man das? 😺

    einbein hat geschrieben:

    Ich habe meine ersten Radelerfahrunge als Einbeiner nach der Amputation ohne Prothese gemacht. Mit einer Feder, die das Pedal zurückzieht.

    Egal wie scheiße es aussieht, was du anfängst. Ob du mit Stützrädern Fahrrad fährst oder auf dem Hintern ins Schwimmbad rutschst und wie ein Seeelefant wieder aus dem Wasser robbst, du bist allen anderen damit in einem Voraus: Du machst es, sie nicht. Und das kann dir keiner nehmen. Es ist dein Leben. Nicht das der anderen. Lebe es, du bekommst kein Zweites!


    könntest du mir das mit der Feder eventuell noch ein bisschen erläutern? Bislang hatte ich daran gedacht die Rennradkappen an die Pedale zu machen, damit ich rechts das Pedal dadurch wieder hochziehen kann, was ich mir aber gleichzeitig sehr anstrengend vorstelle 😉 da hört sich eine Feder wesentlich sinnvoller an. Vorallem finde ich es cool, dass du einfach deine Radtouren angegangen bist! 😎
    Wenn du schon mit mehreren Leuten Fahrrad fahren geübt hast, hast du eventuell Tipps wie ich anfangen könnte? Das klingt vielleicht merkwürdig, aber da ich noch nie auf einem relativ gewöhnlichen Rad gefahren bin, weiß ich nicht wirklich wie ich an die Sache herangehen könnte..


  • Anbei ein Bild mit der Feder in verschiedenen Pedalstellungen.

    Das Problem beim Anfangen mit Klickpedal oder Körbchen ist, dass man ja zum Anfahren schnell raus muss und das auch noch zu koordinieren hat. Bei der Federlösung musst du nur den Fuß vom Pedal nehmen. Man sollte aber einen Schienbeinschoner vom Fußball benutzen. Nimmt den Fuß im falschen Moment vom Pedal, schnalst es gegen das Schiebnein.
    Außerdem fraucht man einen Freilauf. Also keine Rücktrittbremse.

    Die ersten Versuche: Eine Hilfsperson auf dioe Gegenseite stellen. Aufs Rad steigen, Bremse ziehen und festhalten, mit dem Fuß abstoßen und an die Hilfsperson anlegnen und den Fuß aufs Pedal stellen. Die Hilfsperson schubbst dich zurück und du stellst dich auf den Fuß. Das ist parktisch das Losfahren und Anhalten. Wenn das 50 mal hintereinander sicher geplappt hat, kannst du fahren, sofern du Vorerfahrung hast. Alles andere ergibt sich dann. Erst 2-3 Meter, bis Starten und stehenbleiben klappt, dann hast du es drauf.

    Ohne Vorerfahrung musst du jetzt lernen, das Gleichgewicht zu finden und zu halten. Ich würde an eine leicht abschüssige Stelle gehen, dass du nicht treten musst. Die Hilfsperson läuft auf der Gegenseite nebenher um dich ggf. fest zu halten. Du lässt dich los rollen, und stoppst nach 2 m wieder. Dann nach 3, dann nach 5. Das machst du immer wieder, bis du dein Gleichgewicht findest. In der Regen dauert es 20 Minuten, bis du den Bogen draußen hast. Dann kommt Anfahren in der Ebene. Also losschubbsen mit dem Fuß, Fuß aufs Pedal und losfahren.
    Anfangs wirst du den Sattel tiefer stellen um gut auf den Boden zu kommen. Wenn du sicher bist und sicher anfahren kannst, kannst du den Sattel in Pysiologisch richtige Position stellen.

    Für das gelähmte Bein kannst du ein Klickpedal oder Kürbchen nehen. Dann hast du ein Gegengewicht und brauchst die Feder nicht.

    Wenn du nicht zu weit von Mannheim weg wohnst, kannst du auch gerne mal vorbei kommen und wir probieren das hier einfach mal aus.
  • e
    Hallo ToadPilz,

    also mir bereitet die Ataxie beim treten der Pedale keine Probleme.

    Die Gabel für den Lenker ist an der Unterseite des Scorpion
    Die Griffe für den Lenkerkannst Du gut auf dem Bild hinter folgendem Link erkennen:

    http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.hpvelotechnik.com/images/presse/sco_fx_rechts_dreirad.jpg&imgrefurl=http://www.hpvelotechnik.com/presse/scorpion_fx_d.html&h=1920&w=2560&sz=948&tbnid=GE_T1-ZpgOKsEM:&tbnh=90&tbnw=120&prev=/search%3Fq%3Dscorpion%2Bfx%26tbm%3Disch%26tbo%3Du&zoom=1&q=scorpion+fx&usg=__QrnLL5i45F-fNUzfq85uz8YyfZ0=&hl=de&sa=X&ei=B-O-UaPaL8OVtAbFwIGICA&ved=0CDIQ9QEwBA


    (Es sind die beiden Griffe, die kurz hinter den Vorderreifen zu sehen sind.


    LG
    Tom
  • Hallo zusammen,

    natürlich ist das ein geiles Teil, aber mal eine bescheidene Frage...

    Wie kommt man da alleine rein und raus bzw. runter und wieder hoch???

    Grüße von mir 😳
  • Hallo Zornesröschen,

    Zornroeschen hat geschrieben:
    Hallo zusammen,

    natürlich ist das ein geiles Teil, aber mal eine bescheidene Frage...

    Wie kommt man da alleine rein und raus bzw. runter und wieder hoch???

    Grüße von mir 😳



    Für den Scorpion gibt es optional ein Einstieghilfe.
    Das ist eine Stange, die man am Rahmen des Fahrrads befestigen kann und an der man sich für Ein- bzw. Ausstieg festhalten kann.
    Schwer zu erklären, dass man sich das auch vorstellen kann.
    Leider habe ich dazu kein Bild im Netz gefunden, aber vielleicht kann ich ja mal selbst ein Foto davon machen und hier einstellen.

    Viele Grüße
    Tom
  • Thom hat geschrieben:
    Hallo Zornesröschen,

    Schwer zu erklären, dass man sich das auch vorstellen kann.
    Leider habe ich dazu kein Bild im Netz gefunden, aber vielleicht kann ich ja mal selbst ein Foto davon machen und hier einstellen.

    Viele Grüße
    Tom


    Hi Tom,

    das wäre echt nett.

    Auf kurz oder lang muss ich mir nämlich auch was anderes einfallen lassen.
    Bin ich oft gefallen.

    LG von mir
  • Hallo!!
    das ist ein sehr interessantes thema ^^ nun ja, dieses radmodell, was hier vorgestellt wurde ist wirklich prima 😀

    falls du es aber doch lieber mit stützrädern versuchen möchtest, habe ich auch etwas gutes. ich weis ja nicht, wo du wohnst und deswegen auch nicht, ob es für dich erreichbar wäre, aber ich kenne eine sehr gute firma, die das fahrrad genau auf den fahrer anpasst, in sachen größe, form, schlatung, einfach allem. diese räder kann man dann dort auch mit einem motor ausstatten lassen , und wenn man direkt in der fabrik nachfragt, ist e auch nicht so teuer 😉
  • Heyhey,

    so, ich habe nun ein normales altes Rad gekauft und eben meine ersten Versuche gestartet. Links ist das Pedal noch dran, rechts nicht, um das Rad so als Laufrad zuerst zu testen. Habe eine leicht abgesenkte Bordsteinkante und einen gering abfallenden Parkplatz, sodass ich zunächst mich einfach nach vorsichtigem Anschubsen per Fuß banal rollen lassen konnte, ohne mich wirklich bewegen zu müssen. Und es war einfach genial!!! das Gefühl sich auf einem Rad rollen lassen zu können und nicht sofort umzufallen, das war richtig richtig klasse 😎 😃 😃 😃 😃 😃 😃 klar, das ist noch lange kein richtiges Fahren, aber egal: ich habe es vollkommen genossen, einfach dieses Gefühl mal zu haben 😎 nur der alte Mann im Auto schien mir nicht so zu trauen 😺 😛

    Lasy, was ist das denn für eine Firma?
  • hex cool, dann mach das rechte Pedal dran und radel mal los. Du wirst sehen, du brauchst gar keinen speziellen Umbau. Viel Spass.
Diese Diskussion wurde geschlossen.