Amelos

Hallo, ich wollte hier mal ein Thema aufgreifen, das mir schon lange quer liegt. Die leidige Geschichte vom perversen Amelo, der nur mal seine Leidenschaft ausleben möchte und dann wieder weg ist. Ich spreche hier aber nicht nur als Amelo sondern auch als selbst Betroffener mit Dysmelie.

Ich denke mal pervers ist wohl alles, was nicht in das Konzept des kleinkarrierten Tellerranddenkens Vieler passt. Ob das nun Leute sind, die auf Schmerzen stehen, gedemütigt werden wollen, einen Fußfetisch haben oder eben jemanden mit einer Körperbehinderung bevorzugen. Treu dem Motto "Normal ist langweilig!"

Natürlich kann es euch passieren, daß ein Amelo nach seiner Erfahrung mit euch das Weite sucht aber das kann euch genauso passieren, wenn ihr keine Behinderung habt. Wenn ihr denkt, jemand mag euch nur wegen eurer Behinderung, dann muss ich euch sagen, daß es dieses Phemomän auch bei langen Beinen, großen Brüsten oder einer guten Figur gibt. Aber ich würde das niemals auf eine Behinderung reduzieren. Es ist in der Tat das Risiko eines jeden, den Falschen zu erwischen. Ich kenne genügend Fälle, wo Leute auch ohne Behinderung laufend nur veräppelt werden.

Ich habe mich nun schon mit vielen Amelos ausgetauscht, auch mit Amelinen und ich kann euch sagen, daß bei denen eine kurze Affäre ganz unten auf dem Wunschzettel steht. Diese Leute haben diese Neigung nicht mal eben. Sie ist beständig und jeder von ihnen weis wie schwer es ist, jemanden zu finden der damit klarkommt. Die ganzen Diskriminierungen mal außen vor gelassen. Es kommt fast einem Sechser mit Zusatzzahl gleich soviel Glück zu haben. Und die Wenigsten haben Lust diesen für ein einmaliges Erlebnis zu verballern. Denn Viele suchen schon ihr ganzes Leben.

Zu mir selbst, ich hatte bereits zwei lange und harmonische Beziehungen mit Amelinen. Ich war depressiv, habe mich versteckt, ging nie zum Baden und habe mich bei 40 Grad im Schatten mit langen Hosen dumm geschwitzt. Aber diese Beziehungen haben wirklich alles geändert. Ich fühle mich jetzt nicht mehr als Aussätziger, den jeder bemitleidet, sondern als Jemand, der für eine nichtmal so kleine Personengruppe wirklich was ganz besonderes, Einzigartiges zu bieten hat. Ich habe einfach zugelassen, daß Andere ein Körperteil an mir begehrt hatten, das ich selbst gehasst hatte. Klar war es anfangs gewöhnungsbedürftig aber ich habe es bis heute nicht einmal bereut. Im Gegenteil! Es war die beste Erfahrung meines Lebens.