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Wenn Angst behindert – Beispiel einer Patientin, die eine Angst- bzw. Panikattacke erlitt

Vor einigen Jahren brach Ciara S.* am Arbeitsplatz zusammen. Diagnose: Angst- und Panikattacken. Einen Großteil des Weges zurück ist sie inzwischen erfolgreich gegangen.

Eine junge Frau, die im Dunkeln vor einem hellen Bildschirm sitzt. Dieser beleuchtet sie, während um sie herum alles schwarz ist. | © Niklas Hamann/unsplash

Einige Betroffene ziehen sich oft zurück. (Niklas Hamann/unsplash)

Ciara S. brach zitternd am Arbeitsplatz zusammen. Dieser Tag wird ihr immer im Gedächtnis bleiben, erzählt sie. Am Tag darauf ging sie in Begleitung zum Hausarzt, der glücklicherweise auch Psychologe ist.

Depression und Panikattacken

Der Arzt diagnostizierte Angststörungen. „Ich kämpfe mit riesigen, mir unerklärlichen Ängsten und Panikattacken.“ Ciara S. traute sich nicht mehr aus dem Haus und konnte sich nur noch in ihrer Wohnung aufhalten. Zur Psychotherapie konnte Ciara nur noch in Begleitung gehen. Eine tiefe Depression war die Folge.

Als Angststörung bezeichnet man einen krankhaften Zustand, bei dem starke Ängste oder Panikattacken scheinbar grundlos und unangemessen auftreten und nicht die Folge von körperlichen Erkrankungen oder Suchtmittelmissbrauch sind. Für Außenstehende sind die Ursachen für diese Ängste unsichtbar und kaum nachzuvollziehen. Depressionen sind eine häufige Folgeerscheinung von Angstzuständen, da soziale Kontakte und ein unbeschwertes Leben oft unmöglich werden.

In den ersten Monaten weigerte sich Ciara, Antidepressiva zu nehmen. „Ich dachte, es allein schaffen zu können“, erklärt Ciara die Gründe für diese Weigerung. Doch schließlich sah sie ein, dass es ihr mit Medikamenten vielleicht doch besser gehen würde, was auch tatsächlich der Fall war.

Rückfall nach nur einem Jahr

Bald arbeitete sie wieder in Teilzeit und wollte ihr Pensum langsam steigern. Nach einigen Monaten hatte sie das Gefühl, die Krise überstanden zu haben und arbeitete wieder Vollzeit. Nach einem Jahr hatte Ciara einen Rückfall. Sie konnte fast zwei Jahre gar nicht mehr arbeiten. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel war ihr unmöglich. Sie mied Menschenansammlungen – ebenfalls ein typischer Bestandteil von Angstzuständen.

Verschiedene Menschen stehen dicht gedrängt in einer U-Bahn oder sitzen.  | © unsplash (unsplash)

Je länger eine Angststörung dauert, umso schlimmer wird sie. Es ist daher wichtig, eine Angststörung möglichst frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln. Das Verstehen der Funktionsweise von Angststörungen kann dazu beitragen, den Teufelskreis der Angst zu durchbrechen. Welche Therapie schließlich die richtige ist, muss die betroffene Person mit den behandelnden Ärzt*innen gemeinsam erarbeiten. Es gibt hier keine Patentlösung für alle Betroffenen.

Ciara wollte sich ihren Ängsten stellen und sie durch die Therapie überwinden. Langsam, sehr langsam stabilisierte sich ihr Zustand wieder. Nach dem ersten Jahr ohne Anstellung meldete sie sich unter großem Widerstand und vielen Tränen arbeitsunfähig, um die ihr zustehende Unterstützung zu erhalten.

Tierische Unterstützung

Ciara entschied sich für einen Hund. So hatte sie wieder eine Aufgabe und einen täglichen Grund nach draußen zu gehen. Mit dem Hund fiel ihr die Bewegung in der Öffentlichkeit leichter und allmählich konnte sie ihren Bewegungsradius wieder vergrößern. Der Hund wirkte auf Ciara beruhigend und hab ihr Sicherheit.

Tiere wie Hunde und Pferde werden auch gezielt in verschieden Therapien eingesetzt. Menschen werden scheinbar vorurteilslos von den Tieren angenommen und geliebt. Für Ciara ist ihr Hund mehr als ein Therapiehund. Er ist einer ihrer engsten Freunde.

Stelle für Stelle, Schritt für Schritt

Ciara schaffte nach knapp zwei Jahren den erneuten Schritt ins Arbeitsleben und konnte im Rahmen eines Wiedereingliederungsprogrammes in Teilzeit in der Administration eines Behindertenheimes arbeiten. Durch den stetigen Fortschritt gewann Ciara Selbstvertrauen. Dies wirkte sich wiederum stabilisierend auf ihre Situation aus. Allerdings zeichnete sich ab, dass ihre Leistungsfähigkeit nicht mehr die gleiche wie früher war. Sie war nicht mehr so belastbar und brauchte viel Erholung. Um dies auszugleichen bezieht sie seither eine fünfzigprozentige Rente.

Über die Anstellung im Behindertenheim kam Ciara zu einer befristeten Stelle in einer Stiftung. Sie war stolz, endlich wieder im Arbeitsmarkt zu sein. Schließlich fand sie auf dem freien Markt eine Stelle als Sachbearbeiterin in einem Industriebetrieb. Doch sie war der Belastung dort nicht gewachsen. Um ihre Gesundheit nicht wieder aufs Spiel zu setzen, kündigte sie nach neun Monaten wieder.

Nach einer weiteren befristeten Anstellung fand Ciara in unmittelbarer Nähe ihres Wohnortes endlich eine Festanstellung in einem kleinen Handelsbetrieb. „Ich konnte zu Fuß zur Arbeit und auch mein Hund durfte mitkommen!“ Zweieinhalb interessante und lehrreiche Jahre verbrachte sie in dieser Firma und auch gesundheitlich stabilisierte sie sich weiter.

Endlich wieder ÖPNV!

Durch eine gute Freundin fand sie schließlich ihre aktuelle Arbeitsstelle bei einer gemeinnützigen Organisation. Dort ist sie als Sachbearbeiterin im kaufmännischen Bereich tätig. Seit eineinhalb Jahren kann Ciara auch wieder mit dem Zug zur Arbeit fahren.

Ciara hat einen langen und schwierigen Weg hinter sich. „Im Nachhinein hat mir das Ereignis vor zehn Jahren geholfen, mich selbst besser kennenzulernen und mein Leben positiv zu verändern!“, sagt Ciara. Sie hofft, eines Tages wieder Vollzeit arbeiten zu können. Unter Druck setzen will sie sich damit aber nicht. Dass das nichts bringt, hat sie aus der ganzen Sache gelernt.

*Name der Redaktion bekannt


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