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Stroke Unit – die erste Anlaufstelle bei einem Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall, bei dem jede Minute zählt. Für den Heilungsverlauf ist die schnellstmögliche intensivmedizinische und interdisziplinäre Behandlung von größter Bedeutung. Diese bekommen Betroffene in sogenannten Stroke Units, speziellen Krankenhausabteilungen zur Erstbehandlung von Schlaganfällen.

eine rote offene Eingangstür welche in ein Krankenhaus führt | © pixabay

Bei gesundheitlichen Notfällen ist das Krankenhaus die erste Anlaufstelle. (pixabay)

In Deutschland sind jedes Jahr mehr als 250.000 Menschen von einem Schlaganfall betroffen, etwa 63.000 Menschen sterben nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie daran. Darüber hinaus ist der Schlaganfall die häufigste Ursache für mittlere und schwere Behinderungen.

Beim Schlaganfall kommt es auf jede Minute an: je früher die Behandlung zum Beispiel mit einer Thrombolyse beginnt, desto besser sind die Ergebnisse. Aus diesem Grund hat man zu Beginn der 1990er Jahre mit dem Aufbau sogenannter Stroke Units zur Behandlung begonnen. In Deutschland wurde eine solche Spezialstation 1990 erstmals in München-Harlaching am Städtischen Klinikum eingerichtet.

Stroke Unit mit Spezialistenteams

In einer Stroke Unit ist ein multidisziplinär zusammengesetztes Team rund um die Uhr für die Aufnahme, die Akutbehandlung, die Therapie, die Überwachung sowie erste Rehabilitationsmaßnahmen von Betroffenen zuständig.

Das Stroke Team in einer Stroke Unit besteht aus Fachpersonen der Bereiche Neurologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie, Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Kardiologie, Gefäßchirurgie, Innerer Medizin, Rehabiliation, Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.

Zu den Maßnahmen und Aufgaben eines Stroke Teams gehören:

  • eine umfassende Diagnostik. Verschiedenen Fachrichtungen arbeiten zusammen, führen schnellstmöglich Untersuchungen durch und entscheiden über die bestmögliche Behandlung.
  • Notfallbehandlung mit allen Möglichkeiten für ein Wiedereröffnen eines verschlossenen Hirngefäßes oder das Stillen einer Blutung und anschließende Nachbehandlung.
  • spezifische Behandlung und Diagnostik zur Ursachenabklärung
  • Einleitung einer Prophylaxe zur Vermeidung weiterer Schlaganfälle.
  • kontinuierliche Überwachung zur Erkennung und Vermeidung neurologischer und internistischer Komplikationen. Außerdem erfolgt eine engmaschige Kontrolle in Hinblick auf Atmung, Herz-Kreislauf, Flüssigkeitshaushalt, Blutzucker und Temperatur.
  • optimale Einstellung von Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Atmung.
  • intensive Frührehabilitation durch Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie.

Effektivität von Stroke Units

Stroke Units haben sich zur Behandlung von Betroffenen als sehr effektiv herausgestellt. In zahlreichen Studien konnte belegt werden, dass Patient*innen, die in Stroke Units behandelt werden, eine höhere Überlebenschance haben, als diejenigen, die eine herkömmliche, weniger strukturierte Behandlung erfuhren. Ferner erlangen Betroffene in Stroke Units ihre Selbstständigkeit früher zurück und können anschließend wieder nach Hause.

„Je weniger Zeit zwischen Schlaganfall und Behandlung vergeht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Hirngewebe retten lässt“, erklärt Dr. Stefan Wolff, Neurologe und Schlaganfall-Experte am Stadtspital Triemli in Zürich, das über eine Organisationseinheit verfügt, in der ausschließlich Schlaganfall-Betroffene behandelt werden.

Zertifikation von Stroke Units

Die Zahl der Stroke Units in Deutschland hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Jahr 2019 verfügten über 330 Krankenhäuser über eine entsprechende Station. Zusammen mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe entwickelte die Deutsche Gesellschaft für Neurologie einen Kriterienkatalog, der die strukturellen und personellen Voraussetzungen sowie die Standards festlegt. Dazu gehören sowohl Anzahl der verfügbaren Betten als auch moderne Technik für Diagnostik und Monitoring zur Überwachung.

ein Mensch in Kittel, der ein MRT bedient | © pixabay Ein MRT kann von Ärzt*innen zu Untersuchungszwecken herangezogen werden. (pixabay)

Außerdem muss das medizinische und pflegerische Fachpersonal auf Stroke Units von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) qualifiziert werden. Die Fachgesellschaft prüft fortwährend, was eine Stroke Unit leisten sollte und erweitert den Katalog, dies war zuletzt im Jahr 2018 der Fall. Eine Zertifikation findet alle drei Jahre von Neuem statt.

Das Konzept der Mobile Stroke Unit

Prof. Dr. med. Klaus Faßbender und Dr. Silke Walter von der Universitätsklinik des Saarlands in Homburg und ihre Kolleg*innen haben das Konzept der Stroke Unit erweitert und eine Mobile Stroke Unit entwickelt. Dabei handelt es sich um einen speziell ausgerüsteten Rettungswagen, in dem die gesamte Schlaganfalldiagnostik auf dem Weg in die Klinik gemacht wird. Dadurch kann die Behandlung schneller eingeleitet und rascher über die beste Zuweisung entschieden werden.

Einer Studie zufolge, bei der über 700 Betroffene in einer Mobilen Stroke Unit behandelt wurden, war die Wahrscheinlichkeit für Tod oder Behinderungen nach einem Schlaganfall um 26 Prozent niedriger als bei denjenigen, die erst im Krankenhaus behandelt wurden. Außerdem war die Zeit bis zur Erstbehandlung um 20 Minuten kürzer, was insbesondere auf den Therapieerfolg und die Ausprägung von Langzeitfolgen einen großen Einfluss haben kann. Denn die Behandlung in den ersten drei bis vier Stunden nach einem Schlaganfall kann für den weiteren Krankheitsverlauf entscheidend sein – jede Minute zählt.


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